Fritz Winter

Generation Grewenig

Fritz Winter, Ohne Titel, 1931, Öl auf Karton, 49,9 x 65 cm, Werkverzeichnisnummer 146
© Fritz-Winter-Haus, Ahlen

1905 geboren, war Fritz Winter einige Jahre jünger als Leo Grewenig. Auch er machte wie Grewenig zunächst eine handwerkliche Ausbildung – Grewenig im Malerbetrieb der Familie, Winter im Bergbau, als Grubenelektriker in Ahlen. 1927 begann Fritz Winter eine Ausbildung am Bauhaus, das inzwischen in Dessau angesiedelt war. Leo Grewenig hatte das Bauhaus (Weimar) schon 1925 verlassen. Beide sind sich während der Ausbildung also nicht begegnet. Doch “teilten” sie Lehrer wie Paul Klee und Wassily Kandinsky.

Leo Grewenig, Bildhaftes Gestein, 1964, Öl und Leimfarbe auf Karton,
54,8 x 38,4 cm
© Leo-Grewenig-Archiv, Bensheim

Fritz Winter arbeitete ab 1930 in Berlin als freischaffender Künstler (Grewenig: 1928 bis 1931). Ab 1931 lehrte Winter an der Pädagogischen Akademie in Halle a. d. Saale, bis ihm 1933 der Lehrauftrag entzogen wurde und er schließlich 1935 nach Diessen am Ammersee in die “innere Emigration” ging. 1937 bekam er Malverbot. Winter wurde in den ersten Kriegstagen 1939 eingezogen, wurde dreimal verwundet und geriet in russische Gefangenschaft, aus der er erst 1949 entlassen wurde.

Noch im Jahr der Entlassung aus der Kriegsgefangen-
schaft wurde Winter Mitbegründer der Künstlergruppe ZEN 49 in München. 1955 erhielt er eine Professur an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Kassel. Er nahm 1964 an der documenta III teil, wurde zum 60. Geburtstag mit großen Retrospektiven gewürdigt und zählt heute zu den wichtigsten abstrakten Künstlern der Nachkriegszeit. Fritz Winter starb 1976 in Herrsching am Ammersee.

Die beiden Künstler Leo Grewenig und Fritz Wintzer teilten nicht nur die Einflüsse durch das Bauhaus, sondern auch die erlittene Diskriminierung durch das Naziregime und die Fronterfahrung. Ihr Gesamtwerk ist kaum zu vergleichen, doch lassen sich auch in den Bildern durchaus Parallelen erkennen, wenn auch in unterschiedlichen Zeiträumen.


Fritz Winter, Ohne Titel, 1955, Öl auf Karton, 74,5 x 100 cm, Werkverzeichnisnummer 2000
© Fritz-Winter-Haus, Ahlen

So hatte sich Fritz Winter in den 1950er Jahren in Auseinandersetzung mit dem Informel einer stark gestischen, expressiven Malweise zugewendet. Im gleichen Zeitraum griff Leo Grewenig auf Formfindungen zurück, die von Anregungen des Bauhauses gespeist wurden und die ähnlich in den frühen Bildern Fritz Winters aus den 1930er Jahren zu entdecken sind (vgl. das ganz oben abgebildete Werk). Bei Fritz Winter erheblich vereinfacht, findet sich bei beiden Künstlern das Prinzip einer monochromen Farbfläche mit einer großen Überform, die in kleinere, grafisch strukturierte Flächen aufgeteilt ist. Dabei ließ sich Grewenig in hohem Maß auf das Spiel mit dem Zufall ein und überließ ihm die Erzeugung von Farbspuren in unterschiedlichen Techniken. Außerdem sind seine Binnenstrukturen extrem kleinteilig und in mehreren Schichten differenziert.