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Schwarzes Brett

Neujahrsbrief 2022

Liebe Mitglieder der Kulturinitiative Leo Grewenig e.V.,

wir wünschen Ihnen/Euch im Namen des Vorstandes ein gutes und vor allem gesundes neues Jahr 2022.

Leider sind alle unsere Hoffnungen auf Normalität auch im letzten Jahr nicht erfüllt worden, so dass wir auch 2021unsere kulturellen Aktivitäten wieder einmal „auf Sparflamme“ halten mussten. Immerhin konnten wir am 9. Oktober nach langer Pause eine Exkursion im „kleinen Format“ durchführen.

Wir fuhren mit der Bahn nach Mannheim und bewegten uns dort zu Fuß und per Straßenbahn. Auf dem Weg vom Hauptbahnhof zur Kunsthalle begegneten wir mit der Straßenbahnhaltestelle am Tattersall dem ersten Denkmal aus der „Bauhausvergangenheit“ Mannheims. In einer zweistündigen Führung durch die Kunsthalle lernten wir den 2018 eröffneten Hector-Bau (Planer: gmp – von Gerkan Marg und Partner) und den 1909 eröffneten Altbau von Hermann Billing kennen. Weitere Schwerpunkte waren die durch die unterschiedlichen Direktoren geprägten Sammlungen, z. B. zur französischen Malerei des 19. Jahrhunderts oder zur Neuen Sachlichkeit, sowie einzelne Highlights wie der „Schreiende Papst“ von Francis Bacon oder Edouard Manets Monumentalbild der Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko. Einen starken Eindruck hinterließ auch die Ausstellung mit Arbeiten von Anselm Kiefer.

Neuapostolische Kirche in Mannheim-Neckarstadt
Foto: Norbert Koller, CC BY-ND 4.0

Nach der Mittagspause sahen wir uns drei zwischen 1927 und 1930 entstandene Gebäudekomplexe an, was leider nur von außen möglich war. Dazu gehörten das ehemalige Palasthotel Mannheimer Hof in der Augustaanlage 4-6 (jetzt Leonardo Royal Hotel Mannheim), die Neuapostolische Kirche in der Neckarstadt (Abb. rechts) und das Fröbelseminar am Lindenhof. Diese von Eva Bambach geplante Exkursion war sehr erfolgreich und fand bei allen Teilnehmern großen Zuspruch.

Falls es die Corona-Situation erlaubt, sollen die Exkursionen in diesem Jahr in gewohnter Weise wieder aufgenommen werden. Eine erste Exkursion im Frühjahr (April/Mai) könnte uns zur Siedlung Loheland bei Fulda führen.

Die Siedlung Loheland, eine Einrichtung nur für Frauen, wurde 1919 gegründet und ist landesweit vor allem durch die Loheland-Gymnastik sowie die kunstgewerblichen Produkte der Loheland-Werkstätten bekannt geworden. Arbeiten und Leben sollten dort Hand in Hand gehen. Die Loheländerinnen integrierten Gymnastik, Garten- und Ackerbau, Handwerk und Kunst in ihrem Konzept. Heute ist Loheland von Gebäuden unterschiedlichster Größe und Erscheinung, beschatteten Wegen und viel „Grün“ geprägt. Auf dem weitläufigen Gelände der Siedlung befinden sich ein Waldorfkindergarten, die Rudolf-Steiner-Schule, Demeter-Landwirtschaft, eine Berufsfachschule für Sozialassistenz, das Archiv der Siedlung, eine Schreinerei, ein Tagungshotel mit Gartencafé, ein Laden und Wohnhäuser. Durch die Ausstellung „Geste-Maske-Tanz“ sind gute Beziehungen zur Stiftung Loheland entstanden, so dass uns die ehemalige Leiterin des Archivs der Stiftung und profundeste Kennerin der Geschichte Lohelands, Frau Elisabeth Mollenhauer-Klüber, eine exklusive Führung zugesagt hat. Eine Stadtführung durch Fulda mit Dom und Michaelskirche, einem der bedeutendsten Bauwerke der Karolingischen Renaissance, könnte die Exkursion abschließen. Eventuell können wir noch die 1931 erbaute Hochschul- und Landesbibliothek Fulda, ein wichtiges Beispiel des Neuen Bauens, und die Kapelle des Priesterseminars besichtigen, die 1968 von Sep Ruf, dem Architekten des Kanzlerbungalows in Bonn, entworfen wurde.

Sollte eine Fahrt mit dem Bus noch nicht möglich sein, wäre auch wieder eine kleinere Exkursion mit der Bahn nach Frankfurt/M denkbar, die auch kurzfristig geplant werden könnte. Diese würde eine Führung durch das EZB-Gebäude (eventuell mit EBZ-Kunstsammlung), die Besichtigung der Großmarkthalle und der Riederwaldsiedlung von Ernst May, einem wichtigen Zeugnis des Neuen Bauens in Frankfurt, beinhalten. Im Dommuseum läuft zudem vom 25.3. bis 26.6. die Sonderausstellung „Zurück in die Moderne – Hans Leistikow“. Der Grafiker gehörte zum Kreis um Ernst May und Fritz Wichert, die ab 1925 die Idee eines „Neuen Frankfurt“ entwickelten. Leistikow entwarf z. B. Typografie, Werbung, Tapeten und Farbkonzepte für die Gebäude. Nach Jahren in Russland und Berlin kehrte er 1948 nach Frankfurt zurück und begleitete den Wiederaufbau. Er entwarf unter anderem Glasfenster für den Dom und die Weststadtsynagoge. Auch diese Ausstellung wäre eine Option.

Im Herbst 2022 ist dann wieder einmal eine mehrtägige Exkursion geplant.

Die früher schon angedachte Mehrtagesexkursion nach Schloss Derneburg (Hall Foundation) und Alfeld/Leine (Fagus-Werk von W. Gropius) erscheint zur Zeit nicht sinnvoll, da zumindest in Schloss Derneburg lediglich Besichtigungen ohne Begleitprogramm und Führungen angeboten werden. Vielleicht wird sich die Situation dort im Sommer wieder ändern, so dass wir doch noch auf diese Idee zurückgreifen können.

Stattdessen ist eine dreitägige Herbstexkursion nach Eichstätt und Regensburg angedacht. Die Universitätsbauten der Katholischen Universität Eichstätt bilden Glanzlichter der modernen Architektur. Die Diözesanbaumeister Karljosef Schattner und Karl Frey schufen dort ein spannendes Miteinander von Alt und Neu und ließen bei den Um- und Neubauten für die Universität einen modernistischen Mikrokosmos entstehen, der Eichstätt zu einem wahren Mekka moderner Architektur macht. Gerade im Hinblick auf die städtebaulichen Architekturprojekte in Bensheim (z. B. Marktplatz) und Heppenheim (Kurmainzer Amtshof) ist das preisgekrönte „Architekturensemble Eichstätt“ interessant. Der Architekt Karljosef Schattner und seine Nachfolger haben hier vorgeführt, wie „Neues Bauen in alter Umgebung“ ästhetisch und praktisch optimal funktioniert. Komplettiert würde die Exkursion durch eine Stadtführung in Regensburg. Die bayerische Stadt Regensburg liegt an der Donau und ist für ihr gut erhaltenes mittelalterliches Zentrum bekannt. Eines ihrer Wahrzeichen ist die Steinerne Brücke aus dem 12. Jahrhundert, welche den Stadtteil Stadtamhof mit der Altstadt verbindet. Ein weiteres wichtiges Wahrzeichen ist der gotische Dom aus dem 13. Jh. mit seinen Zwillingstürmen. Am 13. Juli 2006 wurde die Regensburger Altstadt mitsamt Stadtamthof von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt.

Durch die Leo Grewenig-Ausstellung 2014 sind zum Diözesanmuseum Regensburg gute Beziehungen entstanden. Eventuell kann dadurch auch ein Kontakt zur Universität Eichstätt hergestellt werden, so dass wir in beiden Orten eine kompetente Führung erwarten können. Als weitere Alternative für eine mehrtägige Fahrt kommt auch eine Exkursion zur „legendären“ ehemaligen Hochschule für Gestaltung (HfG) nach Ulm in Betracht.

Sie sehen also, es gibt viele Ideen. Wir hoffen, dass wir einige davon in diesem Jahr umsetzen können.

Im Jahr 2023 ist dann eine Ausstellung in Kooperation von SGD und Museum Heppenheim angedacht. Im Juni 2023 wird es anlässlich des 125. Geburtstags eine Leo Grewenig-Ausstellung geben, die das Museum Bensheim ausrichtet. Über beide Ausstellungen werden wir Sie/Euch zu gegebener Zeit informieren.

Zum Schluss möchten wir noch einmal auf die Möglichkeit hinweisen, auf unserer Homepage Texte zu den Themen „Generation Grewenig“ und „Bauhaus – und weiter?“ beizutragen. Es wäre schön, wenn einige unserer Mitglieder als Autoren eine Künstlerin oder einen Künstler vorstellen würden, die zur „Generation Grewenig“ gehören und im gleichen Jahr oder im gleichen Jahrzehnt wie Leo Grewenig geboren sind. Höchst willkommen sind auch Beispiele zur „Bauhaus Architektur/Architektur der Moderne in der „Region Bergstraße“. Also: Werden Sie aktiv und schicken Sie bald Ihre Beiträge ein!

Wir würden uns sehr freuen, Sie/Euch auch bei den zukünftigen Aktivitäten der Kulturinitiative Leo Grewenig e.V. begrüßen zu dürfen und hoffen, dass wir bald wieder damit beginnen können.

Mit herzlichen Grüßen – und bleiben Sie gesund!

Erich Henrich (1. Vorsitzender)
Eva Bambach-Horst (2. Vorsitzende)