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Exkursionen

Herbstexkursion 2018

Fahrt nach Frankfurt und zum Glauberg

Die diesjährige Herbstexkursion war wie immer von Erich Henrich geplant worden. Dieses Mal hatte er thematisch scheinbar so weit auseinanderliegende Ziele ausgewählt wie die Vasarely-Retrospektive im Frankfurter Städel und das archäologische Museum und Forschungszentrum „Keltenwelt am Glauberg“ im Wetteraukreis. Victor Vasarely (1906–1997), ein Hauptvertreter der Op-Art, war wie Leo Grewenig während seiner Ausbildung vom Bauhaus beeinflusst worden – er hatte am „ungarischen Bauhaus“ studiert, der Schule für Werbegrafik „Mühely“ (Werkstatt) von Sándor Bortnyik. Am Keltenmuseum wiederum galt die Aufmerksamkeit der KLG-Gruppe zunächst der kühnen Architektur des Museums, einem mehrfach prämierten kubischen Baukörper mit rechteckigem Grundriss, der mit großen Platten aus rostendem und zugleich äußerst robustem Corten-Stahl verkleidet ist und weit in die Landschaft hinein ragt.

Bei der in zwei Gruppen organisierten Führung durch die Frankfurter Ausstellung begegneten die gut 40 Teilnehmer auch den weithin unbekannten frühen Werken des vor allem durch seine in Massenauflagen erschienenen, bewusst für ein breites Publikum konzipierten Arbeiten berühmten ungarischen Künstlers, der als Werbegrafiker unter anderem die Logos der Automobilmarke Renault und der olympischen Spiele 1972 in München entwarf.

Aus den Anregungen des Bauhauses zog Vasarely künstlerische Folgerungen, die denen von Leo Grewenig diametral entgegengesetzt scheinen. Während Grewenigs freies, abstraktes Fabulieren von Ferne manchen Arbeiten Paul Klees ähneln mag, sind die Arbeiten des stark von seinem Landsmann, dem Bauhauskünstler László Moholy-Nagy, beeinflussten Vasarely einem strengen, von ihm selbst entwickelten Regelwerk verpflichtet: Aus seinem „plastischen Alphabet“, dessen Elemente aus jeweils zwei Formen – etwa einem Kreis in einem Quadrat – und zwei kontrastierenden Farben – etwa Rot und Grün – bestehen, schuf er in unendlichen Abwandlungen optisch bewegt erscheinende, als räumliche Illusion wirkende Kompositionen. Diese seriellen Arbeiten verleugnen jede persönliche Handschrift und wurden konsequenterweise wie in einer Manufaktur nach Entwürfen des Meisters hergestellt.

Herbstexkursion der Kulturinitiative Leo Grewenig am Museum Keltenwelt am Glauberg, 20. Oktober 2018, Foto: KLG-Bergstrasse, CC by 4.0

In der etwa 40 Kilometer nordöstlich von Frankfurt gelegenen „Keltenwelt am Glauberg“ setzten sich die Exkursionsteilnehmer mit  dem Entwurf von Klaus Kada und Gerhard Wittfeld in Zusammenarbeit mit dem Büro Club L94 Landschaftsarchitekten auseinander. Direkt am Ort einer der spektakulärsten archäologischen Entdeckungen der vergangenen Jahre wurde 2011 ein Museum eröffnet, das mit einer komplett verglasten Fensterfront wie ein riesiges Fernglas auf das am Hang unterhalb liegende Freigelände gerichtet ist. Das Museumsgebäude ist durch seine geometrische Form deutlich als in Eingriff in die Umgebung kenntlich gemacht und fügt sich durch die lebendige bräunliche Färbung des Corten-Stahls doch harmonisch in die Natur ein, befanden die Exkursionsteilnehmer.

Hier waren 1987 die Spuren einer kreisrunden Grabenanlage, Relikte eines Grabhügels und ein weiteres Grab gefunden wurden, die sich als Teile eines wohl etwa 30 Hektar großen keltischen Kultplatzes entpuppten. Die bekanntesten Fundstücke sind die Reste dreier etwas überlebensgroßer Sandsteinstatuen, von denen eine noch fast unversehrt erhalten geblieben ist, ebenso wie auch einige wertvolle Grabbeigaben, die alle im Museum aufbewahrt werden und der Bergsträßer Gruppe in einer Führung nahegebracht wurden.