Liebe KLG-Mitglieder, das Museum Bensheim veranstaltet am Samstag, 22. Juli um 15.00 Uhr eine exklusive Führung für KLG-Mitglieder in der aktuellen Leo Grewenig-Ausstellung. Dazu sind Sie herzlich eingeladen. Es ist keine Anmeldung erforderlich. Sie können einfach ins Museum kommen. Außerdem bietet das Museum für KLG-Mitglieder den ausstellungsbegleitenden Katalog zum Vorzugspreis von 10,00 € (statt 15.00 €) an. Mit herzlichen Grüßen Erich Henrich
Kategorie: Vorträge und Lesungen
Vortrag von Dr.Theres Rohde im Museum Heppenheim
von Erich Henrich
Konkrete Kunst ist die Schnittmenge zwischen „Kann ich auch“ und „Verstehe ich nicht“ – die Postkarte mit dieser Aussage ist die am meisten verkaufte im Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt.
Mit dieser ironischen Bemerkung eröffnete die Direktorin des Hauses, Dr.Theres Rohde am Dienstagabend ihren Vortrag zum Thema „1+1 = 2? Vom schwierigen Versuch die Konkrete Kunst und deren Gesetzmäßigkeiten zu erklären“, der am Dienstagabend zahlreiche Besucher in den Marstall des Kurmainzer Amtshofs lockte. Sie war auf Einladung des Museums und der Kulturinitiative Leo Grewenig nach Heppenheim gekommen, um im Rahmen des Begleitprogramms zur laufenden Sonderausstellung über Konkrete Kunst zu referieren.
Und sie begann ihre Ausführungen auch gleich mit dem „Urknall“ der Moderne, dem berühmten „Schwarzen Quadrat auf weißem Grund“ von Kasimir Malewitsch, einer Ikone des 20. Jahrhunderts. Malewitsch vollzog 1915 mit diesem Bild einen konsequenten Bruch mit allem bisher Dagewesenen und setzt sich radikal von Realismus, Impressionismus und Expressionismus ab. „Man muss ihn mit damaligen Augen sehen“, betonte Frau Dr. Rohde und wies damit auf den Schock hin, den die totale Gegenstandslosigkeit von Malewitsch’s Bild bei den Zeitgenossen auslöste.
Über die Konstruktivisten und das Bauhaus führte sie die Zuhörer dann zur Künstlergruppe De Stijl um Piet Mondrian und zu Theo van Doesburg, der zum ersten Mal den Begriff Konkrete Kunst in die Kunstgeschichte einführte. „Das Kunstwerk darf nichts von den formalen Gegebenheiten der Natur enthalten. Das Bild muss ausschließlich aus Flächen und Farben konstruiert werden. Denn nichts ist konkreter, wirklicher, als eine Linie, eine Farbe, eine Oberfläche. Deshalb Konkrete und nicht abstrakte Malerei“, schrieb van Doesburg 1930 in einem programmatischen Manifest.
Mit den „Züricher Konkreten“ Max Bill und Richard Paul Lohse erfolgte dann in den 40er und 50er Jahren eine Hinwendung zu mathematisch betonten Bild-Konzepten und seriellen Prinzipien. In einem Exkurs ging Frau Dr. Rohde auch kurz auf die Rolle der Mathematik in der Kunst ein und verwies damit auf die Ausstellung, die gerade diesen Aspekt in den Vordergrund stellt. An einem Bild von Richard Paul Lohse erläuterte sie die gesellschaftlich- demokratischen Zielsetzungen, die Lohse in seiner Kunst verfolgt. Und schließlich war es Max Bill, der als Künstler, Designer, Architekt, Grafiker und Hochschullehrer den Bogen von der reinen Kunst zur Umweltgestaltung spannt, denn viele Möbel und Gebrauchsgegenstände, vor allem der 60er und 70er Jahre, zeigen die minimalistische Gestaltungsweise der Konkreten Kunst.
„Viele von Ihnen tragen ein Stück Konkrete Kunst in ihrer Hosentasche“ behauptete die Referentin scherzhaft und verblüffte damit zunächst die Zuhörer. Denn das Logo der Deutschen Bank, das auf vielen Scheckkarten zu finden ist, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als angewandtes Beispiel dieser Kunstrichtung. Der Grafiker Anton Stankowski, der ebenfalls im Bereich der freien Gestaltung tätig war, hat in minimalistischen Kürzeln mit nur wenigen Linien der Deutschen Bank ein Gesicht gegeben, das heute weltweit auch ohne Schriftzeichen verstanden wird. In diesem Sinne, betonte Frau Dr. Rohde, wird sich auch das Museum für Konkrete Kunst (MKK) in Ingolstadt nach dem Umbau, der gerade im Gange ist, zum MMKD (Museum für Konkrete Kunst und Design) wandeln. Denn Konkrete Kunst ist kein historisches Phänomen, sondern ist in der Kunst, im Design und der Umweltgestaltung auch in der Gegenwart noch vielfältig vorhanden. Dazu bedarf es aber eines erweiterten Blickwinkels. Und anhand einiger Ausstellungen ihres Museums der letzten Jahre gab sie einen Ausblick auf die Möglichkeiten der Konkreten Kunst heute.
Das schwierige Thema vermittelte Frau Dr. Rohde auf amüsante und unterhaltsame, aber immer informative und zum Reflektieren und Nachdenken anregende Art und Weise. Die Zuhörer dankten ihr mit lange anhaltendem Applaus und beteiligten sich rege an der anschließenden Diskussion – insgesamt ein gelungener Auftakt der Begleitveranstaltungen zur Ausstellung „1+1 [konkret] Bilder und Objekte von Heinz Nickel und Hubert Zimmermann“. Der zweite Vortrag von Prof. Dr. Albrecht Beutelspacher zum Thema „Rund um Kreise und Quadrate“ findet am Mittwoch, dem 29.3.2023 um 19.00 Uhr ebenfalls im Marstall des Kurmainzer Amtshofs in Heppenheim statt.
Am vergangenen Wochenende wurde mit großem Publikumsinteresse unsere Ausstellung zur Konkreten Kunst mit Werken von Heinz Nickel und Hubert Zimmermann eröffnet.
Im Begleitprogramm gibt es zwei Vorträge, die beide auf ihre Weise einen vertiefenden Zugang zur Konkreten Kunst bieten – und es werden Führungen und Workshops, auch für Kinder, angeboten.
Konkrete Kunst und deren Gesetzmäßigkeiten, Dr. Theres Rohde am 14. März 2023
Die Quadratur des Kreises, Prof. Dr. Beutelsbacher – am 29. März 19 Uhr
Am 18. Juni 2019 um 19.00 Uhr lädt das Museum Bensheim alle Interessierten zu einem Vortrag von Prof. Dr. Meinrad Grewenig zum Thema „Leo Grewenig und die Neue Gruppe Saar – Wirklichkeit und Zeit“ in die Museumsräume ein.
Prof. Dr. Meinrad Grewenig ist Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte. Der Vortrag findet begleitend zur aktuellen Ausstellung „Leo Grewenig und die neue gruppe saar“ statt.
In diesem Jahr wird das Bauhaus 100 Jahre alt. In über 600 Veranstaltungen wird deutschlandweit gefeiert und der legendären Kunstschule gedacht, die als „Ort der Utopien“ nur 14 Jahre bestand, aber bis zum heutigen Tag weltweit auf dem Gebiet von Kunst, Design, Handwerk und Architektur wirkt. Aus diesem Anlass werden in Heppenheim eine Lesung und eine Ausstellung als Kooperationsprojekte mit unterschiedlichen Partnern angeboten. In Heppenheim liest Theresia Enzensberger aus ihrem Roman “Blaupause“, den sie in weiser Voraussicht auf das hundertjährige Jubiläum bereits 2017 veröffentlicht hat. Auf der Folie der Weimarer Republik mit ihren Turbulenzen, Verwerfungen, Umbrüchen und Aufbrüchen in die Moderne erzählt die Autorin- in einer Mischung aus Fiktion und Realität- die Geschichte einer jungen Frau, die 1921 an das Bauhaus kommt, um ihren Lebenstraum zu verwirklichen. Luise Schilling möchte unbedingt Architektin werden, „sie will die Zukunft bauen und die Vergangenheit abreißen.“ Mit heimlich angefertigten Zeichnungen hat sie sich hinter dem Rücken der Eltern an der neuen Kunstschule in Weimar beworben. Walter Gropius, ihr Gründer und Direktor, bescheinigt Luises Zeichnungen Potential. Doch bevor sie in die Baulehre aufgenommen werden könne, müsse sie – dem ganzheitlichen Ausbildungskonzept der neuen Hochschule entsprechend – zunächst einen Vorkurs und danach eine Werkstatt absolvieren. Luises Enthusiasmus erhält erst einmal einen Dämpfer. Schon bald realisiert Luise, dass am Bauhaus trotz emanzipatorischem Anspruch alte Rollenbilder und Denkmuster gelten. Sie fühlt sich zwar als Frau begehrt, aber fachlich von ihren männlichen Kommilitonen nicht ernst genommen. Ihr verehrter Lehrer lässt ihre Abschlussarbeit bei der Präsentation am Ende des Vorkurses durchfallen, tröstet mit der Bemerkung, die meisten Frauen hätten Defizite im dreidimensionalen Sehen und rät zur Textilwerkstatt, wo sie doch wegen der Baulehre in die Tischlerei muss. Luise gewinnt den Eindruck, dass Frauen in die Weberei gedrängt werden, dass die Architektur bzw. die Baulehre die Domäne der Männer bleiben soll. 1923 endet ihr Studium abrupt durch eine Intervention des Vaters, der sie zum Besuch einer Haushaltsschule nach Berlin beordert. 1926 kehrt sie ans Bauhaus zurück. Inzwischen ist es nach Dessau verlegt. Luises Lage ist jetzt eine andere, sie wird nicht mehr von den Eltern finanziert, doch ihr Ehrgeiz ist ungebrochen. 1927 wird sie endlich in die Baulehre aufgenommen. Kann sie jetzt unter verschärften Bedingungen ihr ambitioniertes Ziel, das Architekturdiplom, erreichen, um dann endlich Häuser bauen zu können? Vor oder nach der Lesung haben Sie die Möglichkeit, die Ausstellung“ Die Ästhetik des Einfachen“ im Museum Heppenheim neben dem Marstall zu besuchen. Diese Ausstellung rückt die Frage der formalen Reduzierung und die gestalterische Suche nach dem Elementaren und Funktionalem im Design in den Fokus. Ausgewählte Objekte aus der Umgebung des Bauhauses und der Hochschule für Gestaltung in Ulm und aktuelle Produkte von fünf regionalen Gestaltern aus dem südhessischen Raum werden gezeigt. Lesung und Ausstellung sind ein Kooperationsprojekt von Forum Kultur Heppenheim, der Kulturinitiative Leo Grewenig und dem Museum Heppenheim. Termin: 28. Mai 2019, 20.00 Uhr (Das Museum wird 1 Stunde vor der Lesung geöffnet)
Die Kulturinitiative Leo Grewenig e. V. freut sich, Sie am 18.03.2012 um 11:00 Uhr zur Vorstellung des neu erschienenen Werkverzeichnisses „Leo Grewenig, Malerei, 1922 – 1986“ ins Museum Bensheim, Marktplatz 13 einladen zu dürfen. Der Herausgeber Professor Jo Enzweiler vom Institut für aktuelle Kunst im Saarland wird die einführenden Worte zur Entstehung des Buches sprechen. Erich Henrich, 1. Vorsitzender der KLG spricht folgend kurz über die Arbeitsweise Leo Grewenigs. Das Museum Bensheim und die KLG laden Sie im Anschluss herzlich zum Sektumtrunk ein. Der Eintritt ist frei. Das Werkverzeichnis ist für den Preis von 40,00 €, für KLG Mitglieder für nur 25,00 € bei der Vorstellung am 18.03.2012 erhältlich.
Vortrag: Bauhaus Dessau
Am 18.01.2012 um 19.30 Uhr lädt die Kulturinitiative Leo Grewenig e.V. alle Interessierten zum ersten Vortrag im neuen Jahr in den Kurzmainzer Amtshof/ Marstall in Heppenheim ein. Wir freuen uns sehr, dass der Leiter der Sammlungen der Stiftung Bauhaus Dessau Herr Wolfgang Thöner über „Das Bauhaus 1919–1933 und die Stiftung Bauhaus Dessau – Erbe und Aktualisierung der Moderne“ referieren wird. Im Anschluss laden wir zu einer Diskussionsrunde ein. Der Vortrag findet begleitend zur aktuellen Ausstellung „Leo Grewenig“ im Museum Heppenheim statt; diese ist am Abend des Vortrages bereits ab 18.30 Uhr geöffnet.
Das Bauhaus Dessau war eine kreative, experimentell und interdisziplinär arbeitende Schule, die für die industriell geprägte Moderne neue, zeitgemäße Impulse und Antworten in Architektur, Design und Kunst suchte. Die heutige Stiftung Bauhaus Dessau widmet sich der Auseinandersetzung mit dem Erbe des historischen Bauhauses und der Arbeit zu gegenwärtigen Problemen.
Der Vortrag stellt die wichtigsten Etappen der Bauhausgeschichte vor und erörtert vor diesem Hintergrund an ausgewählten Architektur-, Design- und Kunstprojekten die bei allen Gemeinsamkeiten doch erheblichen Unterschiede in den Konzepten der drei Direktoren Walter Gropius (1919-1928), Hannes Meyer (1928-1930) und Ludwig Mies van der Rohe (1930-1933). Die Spannungen und der Streit dieser „verschieden gerichteten Kräfte“, die schon 1922 Paul Klee am Bauhaus wirken sah, bestimmte und bestimmt die Bauhaus-Rezeption bis in unsere Tage.
Auch die Stiftung Bauhaus Dessau positioniert sich in ihrem Bezug auf das Bauhauserbe bei ihren Projekten einer zeitgemäßen Aktualisierung der Moderne. In diesem Spannungsfeld von Bewahrung und Aktualisierung stehen die aktuellen Projekte der Bereiche Werkstatt, Akademie und Sammlung, von denen einige vorgestellt werden.
Herr Thöner studierte Kunsterziehung und Germanistik an der Humboldt-Universität Berlin und ist seit 1985 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Stiftung Bauhaus Dessau. Seine Schwerpunkte liegen in der Bauhausgeschichte 1919-1933, Bauhausrezeption und Kultur der Moderne. Gegenwärtig leitet er ein Forschungsprojekt zum Thema Funktionalismus.
Weitere Informationen zu Wolfgang Thöner finden Sie unter Bauhaus Dessau.