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Exkursionen Schwarzes Brett

Frühjahrsexkursion 2024

Fahrt nach Wiesbaden und Bad Nauheim

Die diesjährige Frühjahrsfahrt führt am Samstag, 27. April zu zwei Ausstellungen im Museum Wiebaden und in Bad Nauheim als Badeort im Jugendstil. In zwei parallelen Führungen werden die Arbeiten von Stephan Balkenhol und Günter Fruhtrunk bei der Exkursion vermittelt.

Wiesbaden: Balkenhol trifft Alte Meister

Stephan Balkenhol (geb.1957) ist einer der bekanntesten deutschen Bildhauer der Gegenwart. Grob gehauene und farbig bemalte Holzskulpturen sind sein wichtigstes „Markenzeichen“. Die menschliche Figur steht im Mittelpunkt seiner Arbeiten. Er entwickelt Grundtypen in vielfältigen Variationen, die keine eindeutigen Emotionen zeigen. Sie blicken scheinbar ins Leere, bleiben distanziert, anonym und rätselhaft. Balkenhols wichtigstes Arbeitsmaterial ist das Holz, dessen Materialcharakter in den sichtbaren Spuren des Arbeitsprozesses erhalten bleibt. Die Figuren sind oft in einem Stück aus einem Holzblock oder Holzstamm herausgearbeitet und bleiben dadurch untrennbar mit dem Sockel verbunden. Balkenhol gibt seinen Figuren bewusst einen indifferenten Ausdruck, um sie für individuelle Deutungsmöglichkeiten des Betrachters offenzuhalten. In der Wiesbadener Ausstellung versammelt sich ein Teil der von Balkenhol geschaffenen „Kunstfamilie“ in der Abteilung Alte Meister zu einem Museumsbesuch. Die Figuren der Gegenwart treten in einen ungezwungenen Dialog mit den Bildern vergangener Jahrhunderte, in den auch die Besucher einbezogen werden.

Wiesbaden: Günter Fruhtrunk – Retrospektive

Günter Fruhtrunk (1923 – 1982) war ein abstrakter Maler und Grafiker. Ausgehend von Begegnungen mit Willi Baumeister, Julius Bissier, Fernand Léger und Hans Arp entwickelte er eine konstruktive Bildsprache aus Farbklängen und Rhythmusstrukturen, die das Auge des Betrachters herausfordern. Seine Arbeiten in Bild-Serien zeigen enge Bezüge zur Musik, die sich in zahlreichen Titeln spiegeln. Fruhtrunk war Teilnehmer der Documenta 4 und Professor für Malerei an der Münchner Kunstakademie. Seine Kunst prägte auf Jahrzehnte das Straßenbild der Bundesrepublik – und dies auf ungewöhnliche Weise: 1970 entwarf er das Design für die Plastiktüten des Discounters ALDI Nord. Anlässlich des 100. Geburtstages von Günter Fruhtrunk widmet das Museum Wiesbaden dem Künstler eine große Retrospektive. Die Ausstellung umfasst rund 60 Gemälde aus allen Schaffensphasen des Künstlers.

Bad Nauheim

Um 1900 gehörte Bad Nauheim zu den führenden Kurbädern Deutschlands. Bad Nauheim hatte das Glück, mit Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein (1868-1937) einen äußerst fortschrittlichen und kunstbegeisterten Landesfürsten zu haben: Ihm verdankt Bad Nauheim seine weltweit einzigartigen Jugendstilanlagen. Unter der Leitung des Großherzoglichen Regierungsbauinspektors Wilhelm Jost kommt es zwischen 1902 bis 1912 zu einer einheitlichen Gestaltung der Bade-, Kur- und Wirtschaftsanlagen. Zwischen 1905 und 1912 entsteht der Sprudelhof mit insgesamt 386 Badezellen, Verwaltungsgebäuden und neuen Fassungen für die Sprudel. Mit seinen reich verzierten Badehäusern, den üppig ornamentierten Wartesälen und Schmuckhöfen zählt er zu den eindrucksvollsten Zeugnissen des deutschen Jugendstils. Schmuckhöfe und Warteräume der sechs Badehäuser wurden individuell mit zahlreichen künstlerischen Details gestaltet. Die Ornamentik der Brunnen, Figuren und Dekore bezieht sich auf das Wasser als gesundheitsspendende Kraft. Leider ist die Gesamtanlage wegen Sanierungsarbeiten für mehrere Jahre geschlossen. Zugänglich ist aber das Badehaus 3, das im fast originalgetreuen Zustand von 1905 erhalten ist. Dort werden in den Räumen der Badezellen die Ausstellungen „Stilwende 2.0“ (mit einer Privatsammlung von Objekten vom Jugenstil bis zum Bauhaus) und „Elfenhaft – Friedrich Wilhelm Kleukens“ (mit sieben großformatige Bildern des Malers, einem wichtigen Vertreter der Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt) gezeigt. In zwei Führungen, die wegen der kleinen Räume nacheinander erfolgen müssen, erhalten die Exkursionsteilnehmer sowohl einen Einblick in die Badekultur um 1900 als auch in die beiden aktuellen Ausstellungen. Während jeweils die Hälfte der Gruppe an der Führung teilnimmt, kann die andere Hälfte bei Tee, Kaffee, Kuchen und kleinen Sandwichecken in Ruhe das Jugendstil-Ensemble genießen. Sollte nach den Führungen noch Zeit bleiben, könnte ein Spaziergang durch den historischen Kurpark von Bad Nauheim mit einer Außenbesichtigung des Kurhauses aus den fünfziger Jahren die Exkursion abschließen.