Am 18. Juni 2019 um 19.00 Uhr lädt das Museum Bensheim alle Interessierten zu einem Vortrag von Prof. Dr. Meinrad Grewenig zum Thema „Leo Grewenig und die Neue Gruppe Saar – Wirklichkeit und Zeit“ in die Museumsräume ein.
Prof. Dr. Meinrad Grewenig ist Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte. Der Vortrag findet begleitend zur aktuellen Ausstellung „Leo Grewenig und die neue gruppe saar“ statt.
In diesem Jahr wird das Bauhaus 100 Jahre alt. In über 600 Veranstaltungen wird deutschlandweit gefeiert und der legendären Kunstschule gedacht, die als „Ort der Utopien“ nur 14 Jahre bestand, aber bis zum heutigen Tag weltweit auf dem Gebiet von Kunst, Design, Handwerk und Architektur wirkt.
Aus diesem Anlass werden in Heppenheim eine Lesung und eine Ausstellung als Kooperationsprojekte mit unterschiedlichen Partnern angeboten.
In Heppenheim liest Theresia Enzensberger aus ihrem Roman “Blaupause“, den sie in weiser Voraussicht auf das hundertjährige Jubiläum bereits 2017 veröffentlicht hat.
Auf der Folie der Weimarer Republik mit ihren Turbulenzen, Verwerfungen, Umbrüchen und Aufbrüchen in die Moderne erzählt die Autorin- in einer Mischung aus Fiktion und Realität- die Geschichte einer jungen Frau, die 1921 an das Bauhaus kommt, um ihren Lebenstraum zu verwirklichen. Luise Schilling möchte unbedingt Architektin werden, „sie will die Zukunft bauen und die Vergangenheit abreißen.“ Mit heimlich angefertigten Zeichnungen hat sie sich hinter dem Rücken der Eltern an der neuen Kunstschule in Weimar beworben. Walter Gropius, ihr Gründer und Direktor, bescheinigt Luises Zeichnungen Potential. Doch bevor sie in die Baulehre aufgenommen werden könne, müsse sie – dem ganzheitlichen Ausbildungskonzept der neuen Hochschule entsprechend – zunächst einen Vorkurs und danach eine Werkstatt absolvieren. Luises Enthusiasmus erhält erst einmal einen Dämpfer.
Schon bald realisiert Luise, dass am Bauhaus trotz emanzipatorischem Anspruch alte Rollenbilder und Denkmuster gelten. Sie fühlt sich zwar als Frau begehrt, aber fachlich von ihren männlichen Kommilitonen nicht ernst genommen. Ihr verehrter Lehrer lässt ihre Abschlussarbeit bei der Präsentation am Ende des Vorkurses durchfallen, tröstet mit der Bemerkung, die meisten Frauen hätten Defizite im dreidimensionalen Sehen und rät zur Textilwerkstatt, wo sie doch wegen der Baulehre in die Tischlerei muss. Luise gewinnt den Eindruck, dass Frauen in die Weberei gedrängt werden, dass die Architektur bzw. die Baulehre die Domäne der Männer bleiben soll.
1923 endet ihr Studium abrupt durch eine Intervention des Vaters, der sie zum Besuch einer Haushaltsschule nach Berlin beordert.
1926 kehrt sie ans Bauhaus zurück. Inzwischen ist es nach Dessau verlegt. Luises Lage ist jetzt eine andere, sie wird nicht mehr von den Eltern finanziert, doch ihr Ehrgeiz ist ungebrochen. 1927 wird sie endlich in die Baulehre aufgenommen. Kann sie jetzt unter verschärften Bedingungen ihr ambitioniertes Ziel, das Architekturdiplom, erreichen, um dann endlich Häuser bauen zu können?
Vor oder nach der Lesung haben Sie die Möglichkeit, die Ausstellung“ Die Ästhetik des Einfachen“ im Museum Heppenheim neben dem Marstall zu besuchen. Diese Ausstellung rückt die Frage der formalen Reduzierung und die gestalterische Suche nach dem Elementaren und Funktionalem im Design in den Fokus. Ausgewählte Objekte aus der Umgebung des Bauhauses und der Hochschule für Gestaltung in Ulm und aktuelle Produkte von fünf regionalen Gestaltern aus dem südhessischen Raum werden gezeigt.
Lesung und Ausstellung sind ein Kooperationsprojekt von Forum Kultur Heppenheim, der Kulturinitiative Leo Grewenig und dem Museum Heppenheim.
Termin: 28. Mai 2019, 20.00 Uhr (Das Museum wird 1 Stunde vor der Lesung geöffnet)
Mit der Ausstellung zum Bauhausjubiläum 2019 „Die Ästhetik des Einfachen“ möchte das Museum Heppenheim die Frage der formalen Reduzierung und die gestalterische Suche nach dem Elementaren und Funktionalen, die durch das Bauhaus und seine Vorläufer und Nachfolger entscheidend geprägt wurde, in den Fokus der Betrachtung rücken.
Im Kontext ausgewählter Design-Objekte (Bauhaus / HfG Ulm), welche die „Ästhetik des Einfachen“ in der Klassischen Moderne repräsentieren, werden Produkte regionaler Designer aus dem südhessischen Raum vorgestellt, die Materialgerechtigkeit und handwerkliche Qualität mit einer reduzierten Formensprache verbinden.
Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Museum Heppenheim und der Kulturinitiative Leo Grewenig e.V.
Ausstellungsdauer: 7.4. bis 9.6.2019
Öffentliche Führungen: So 5.5., So 19.5., und Mo 10.6., jeweils um 15.00 Uhr.(Die Führungen sind kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich)
Sonderführungen für Schulklassen nach Vereinbarung (Tel.: 06251/73899)
Mit der Schenkung von 24 Werken auf Papier durch die Familie Grewenig und jeweils einen Ankauf durch den Museumsverein und die KLG ist der Bestand an Werken von Leo Grewenig im Bensheimer Museum mittlerweile auf eine stattliche Anzahl gewachsen, so dass der Maler nunmehr in einer öffentlichen Institution seiner Wahlheimat Bensheim in einer Weise vertreten ist, die durchaus eine präsentable Übersicht über sein Schaffen ermöglicht.
Die Kulturinitiative Leo Grewenig dankt der Familie Grewenig für ihre großzügige Schenkung, welche in dieser Ausstellung erstmals gezeigt wird. Mit der Eröffnung der Präsentation am Internationalen Museumstag 2019 werden gleichzeitig auch die neuen Ausstellungsräume des Museums eingeweiht, die nach einer längeren Umbauphase nun fertig gestellt sind.
Dass die Ausstellung als offizieller Beitrag des Museums Bensheim zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum 2019 – und parallel zur Eröffnung der neuen Räume am International Museumstag stattfindet, zeigt die hohe Wertschätzung, die das Museum Bensheim dem Werk des Malers Leo Grewenig entgegenbringt.
Zusammen mit den Bildern von Leo Grewenig werden in der Ausstellung ausgewählte Werke verschiedener Künstler der „neuen gruppe saar“ gezeigt, die Leo Grewenig 1957 mitgegründet hat und welcher er als gebürtiger Saarländer lebenslang verbunden blieb. Die Tradition vieler gemeinsamer Ausstellungen mit der „neuen gruppe saar“ findet in der Bensheimer Präsentation eine logische und konsequente Fortsetzung.
Die diesjährige Herbstexkursion war wie immer von Erich Henrich geplant worden. Dieses Mal hatte er thematisch scheinbar so weit auseinanderliegende Ziele ausgewählt wie die Vasarely-Retrospektive im Frankfurter Städel und das archäologische Museum und Forschungszentrum „Keltenwelt am Glauberg“ im Wetteraukreis. Victor Vasarely (1906–1997), ein Hauptvertreter der Op-Art, war wie Leo Grewenig während seiner Ausbildung vom Bauhaus beeinflusst worden – er hatte am „ungarischen Bauhaus“ studiert, der Schule für Werbegrafik „Mühely“ (Werkstatt) von Sándor Bortnyik. Am Keltenmuseum wiederum galt die Aufmerksamkeit der KLG-Gruppe zunächst der kühnen Architektur des Museums, einem mehrfach prämierten kubischen Baukörper mit rechteckigem Grundriss, der mit großen Platten aus rostendem und zugleich äußerst robustem Corten-Stahl verkleidet ist und weit in die Landschaft hinein ragt.
Bei der in zwei Gruppen organisierten Führung durch die Frankfurter Ausstellung begegneten die gut 40 Teilnehmer auch den weithin unbekannten frühen Werken des vor allem durch seine in Massenauflagen erschienenen, bewusst für ein breites Publikum konzipierten Arbeiten berühmten ungarischen Künstlers, der als Werbegrafiker unter anderem die Logos der Automobilmarke Renault und der olympischen Spiele 1972 in München entwarf.
Aus den Anregungen des Bauhauses zog Vasarely künstlerische Folgerungen, die denen von Leo Grewenig diametral entgegengesetzt scheinen. Während Grewenigs freies, abstraktes Fabulieren von Ferne manchen Arbeiten Paul Klees ähneln mag, sind die Arbeiten des stark von seinem Landsmann, dem Bauhauskünstler László Moholy-Nagy, beeinflussten Vasarely einem strengen, von ihm selbst entwickelten Regelwerk verpflichtet: Aus seinem „plastischen Alphabet“, dessen Elemente aus jeweils zwei Formen – etwa einem Kreis in einem Quadrat – und zwei kontrastierenden Farben – etwa Rot und Grün – bestehen, schuf er in unendlichen Abwandlungen optisch bewegt erscheinende, als räumliche Illusion wirkende Kompositionen. Diese seriellen Arbeiten verleugnen jede persönliche Handschrift und wurden konsequenterweise wie in einer Manufaktur nach Entwürfen des Meisters hergestellt.
In der etwa 40 Kilometer nordöstlich von Frankfurt gelegenen „Keltenwelt am Glauberg“ setzten sich die Exkursionsteilnehmer mit dem Entwurf von Klaus Kada und Gerhard Wittfeld in Zusammenarbeit mit dem Büro Club L94 Landschaftsarchitekten auseinander. Direkt am Ort einer der spektakulärsten archäologischen Entdeckungen der vergangenen Jahre wurde 2011 ein Museum eröffnet, das mit einer komplett verglasten Fensterfront wie ein riesiges Fernglas auf das am Hang unterhalb liegende Freigelände gerichtet ist. Das Museumsgebäude ist durch seine geometrische Form deutlich als in Eingriff in die Umgebung kenntlich gemacht und fügt sich durch die lebendige bräunliche Färbung des Corten-Stahls doch harmonisch in die Natur ein, befanden die Exkursionsteilnehmer.
Hier waren 1987 die Spuren einer kreisrunden Grabenanlage, Relikte eines Grabhügels und ein weiteres Grab gefunden wurden, die sich als Teile eines wohl etwa 30 Hektar großen keltischen Kultplatzes entpuppten. Die bekanntesten Fundstücke sind die Reste dreier etwas überlebensgroßer Sandsteinstatuen, von denen eine noch fast unversehrt erhalten geblieben ist, ebenso wie auch einige wertvolle Grabbeigaben, die alle im Museum aufbewahrt werden und der Bergsträßer Gruppe in einer Führung nahegebracht wurden.
Das „Museum ist ein Ort der Debatte, des Diskurses, wo wirklich nicht einfach ein Konsens gesucht wird“ – so steht es auf der Boden vor dem Eingang der Modernen Galerie des Saarlandmuseums in Saarbrücken. Der Satz stammt aus der zum Teil heftigen Kontroverse, die um den Neubau des Museums geführt wurde und ist mit einer schier unüberschaubaren Zahl von weiteren Zitaten aus der Diskussion in einem fortlaufenden Band zu lesen, nicht nur auf der das Haus umgebenden Fläche, sondern auch auf den Außenwänden. Das kubische Gebäude-Ensemble der Modernen Galerie des Saarlandmuseums in Saarbrücken galt mit seiner in die Stadtlandschaft eingebundenen, modulhaften Architektur seit der Eröffnung in den 1960er-Jahren geradezu als eine Ikone des Museumbaus im Nachkriegsdeutschland. Die in diesem Jahrtausend geplante Erweiterung geriet zum Desaster, das Politik und Öffentlichkeit jahrelang in Atem hielt und unter anderem explodierende Kosten, Fälle von Veruntreuung und Korruption, einen gefeuerten Museumsdirektor, zwei parlamentarische Untersuchungsausschüsse und eine Bürgerinitiative gegen die erforderliche Opferung einer Grünfläche in der Stadtmitte mit sich brachte. Im November 2017 konnte jedoch der neue Anbau endlich eröffnet werden.
Jetzt führte die Frühjahrsexkursion der Kulturinitiative Leo Grewenig (KLG) mit rund 30 Teilnehmern nach Saarbrücken. Die Moderne Galerie des Saarlandmuseums besitzt durch eine Schenkung der Erben des Künstlers etwa 170 Werke des 1991 in Bensheim gestorbenen Leo Grewenig. Eines davon, \“Winterlandschaft mit Schlittenfahrern\“ aus dem Jahr 1925, ist als Teil der ständigen Ausstellung zwischen zwei Arbeiten von Karl Hofer und Otto Dix zu sehen. Schon 1975 hatte es im Saarlandmuseum eine große Retrospektive des Künstlers gegeben. Auf Vermittlung von Waltrud Hölscher, der Tochter Leo Grewenigs, führte Dr. Roland Mönig, seit 2013 Museumsleiter und zugleich Vorstand der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, die Bergsträßer Gruppe durch die Sammlungen. Er erläuterte auch das architektonische Konzept, durch das in Kooperation des Architekturbüros Kuehn Malvezzi mit dem Künstler Michael Riedel das Vorhaben des Erweiterungsbaus zu einem guten, weithin akzeptierten Ende fand.
Die Freiflächen zwischen den Baukörpern sind betont und verschränken das Museum mit der Stadt. Das Museum, so schon der gestalterische Gedanke der 1960er-Jahre, tritt als skulpturaler Körper in Dialog mit der umgebenden Landschaft. Michael Riedel hat den Außenraum mit einer rund 4.000 m² großen Arbeit gestaltet. Es ist ein Boden voller Buchstaben und Textbänder, die sich hoch über die Wände ziehen: das Protokoll einer Landtagsdebatte über das Museum.
Im Innern warteten auf die Exkursionsteilnehmer sehr großzügig gestaltete, lichtdurchflutete Räume mit reizvollen Blicken ins Grüne – vor allem aber mit einer Auswahl hochkarätiger Kunstwerke, die von einer außergewöhnlichen Sammlungsgeschichte zeugen. Die grenznahe Lage Saarbrückens, die starke Beeinflussung durch französische und deutsche Strömungen zugleich sowie nach dem Zweiten Weltkrieg die Konzeption des Saarlands als zunächst autonomes Staatsgebilde prägen die reichen Bestände vom Impressionismus bis zur Gegenwart. Schwerpunkte bilden die Berliner Secession und der deutsche Expressionismus, aber auch die Kunst der École de Paris und des Informel. Nicht zuletzt befinden sich in Saarbrücken viele Werke des Bildhauers Alexander Archipenko, der das Saarlandmuseum zum Erben seiner Gipsmodelle eingesetzt hatte.
Der Erweiterungsbau ermögliche es nun, auch aktuelle Kunst zu sammeln und zu zeigen, erklärte Dr. Roland Mönig. Jetzt könne man auch den neuen Großformaten und dem digitalen Zeitalter gerecht werden. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür bekamen die Bergsträßer mit der temporären Raumgestaltung der amerikanischen Künstlerin Pae White , die sie eigens zur Wiedereröffnung der Modernen Galerie realisierte. Die flächige Gestaltung der Böden, Decken und Wände und die raumdurchschneidende Anordnung von farbigen Wollfäden in dem viele Meter hohen Erweiterungsbau erforderte eine präzise Planung mit digitalen Mitteln.
Ein Denkmal ganz anderer Art besuchte die Gruppe im zweiten Teil der vom ersten Vorsitzenden der KLG Erich Henrich organisierten und geleiteten Exkursion: Die nahe bei Saarbrücken gelegene UNESCO-Weltkulturerbestätte „Völklinger Hütte“, 1873 gegründet und 1986 stillgelegt, zeugt als einzigartiges, noch im Originalzustand erhaltenes Eisenwerk von der Geschichte der industriellen Roheisenerzeugung.
Was wäre gewesen, wenn Leo Grewenig in den 1920er-Jahren das Angebot des großen Bauhaus-Meisters Wassily Kandinsky angenommen hätte, und nach seiner eigenen Ausbildung am Bauhaus in Weimar mit der berühmten Schule nach Dessau umgezogen wäre – als Leiter der Klasse für Wandmalerei? Stattdessen entschied Grewenig sich für die freie Kunst und schließlich für eine Ausbildung zum Kunstpädagogen, als der er zunächst zurück in seine saarländische Heimat und schließlich an die Bergstraße kam – die Beziehung zwischen ihm und seinen hiesigen Schülern beleuchtete vor wenigen Wochen erst eine Ausstellung der Kunstfreunde Bergstraße im Damenbau des Fürstenlagers.
Wenn auch Leo Grewenig selbst einst dem Bauhaus den Rücken kehrte, so bestehen doch heute wieder Verbindungen zu dem 1933 geschlossenen Institut, das inzwischen zu den Welterbestätten der UNESCO zählt. Vor einigen Jahren schenkte Waltrud Grewenig-Hölscher im Namen der Erbengemeinschaft den Sammlungen der Stiftung Bauhaus Dessau etwa 50 Bilder des Vaters. Im restaurierten Meisterhaus Wassily Kandinsky in Dessau gab es im Sommer 2011 eine Ausstellung mit Grewenig-Werken, zu der Erich Henrich, Vorsitzender des Vereins Kulturinitiative Leo Grewenig, die Einführungsrede hielt.
Nun führte die diesjährige, von Erich Henrich organisierte Herbst-Exkursion ans Bauhaus nach Dessau. Die 25 Teilnehmer wurden von Wolfgang Thöner, dem Leiter der Sammlungen, begrüßt und durch das von Walter Gropius 1925/26 entworfene Bauhaus-Gebäude begleitet. Deutlich wurde, wie begierig am Bauhaus damals technische Neuerungen aufgegriffen wurden – nicht nur die neue Bautechnik mit Stahlträgern und die Möglichkeit, große durchgehende Glasflächen anzufertigen, verschafften gestalterische Freiheit, sondern Gropius orientierte sich auch an in der Industrie verwendeten Bauteilen wie speziellen verstellbaren Fenstern. Vieles von dem, was als „typisch Bauhaus“ bekannt wurde, wurde hier zwar nicht erfunden, aber erstmals ästhetisch aufgegriffen und im Sinne einer sich als Gesamtkunstwerk verstehenden Architektur angewendet, die von allen Seiten gleichwertig zu betrachtende Baukörper mit zurückgenommener Betonung hierarchischer Strukturen schuf . Die besondere Stellung des Bauhauses als – nicht von allen Seiten willkommen geheißenem – Vermittler zwischen Handwerk und industrieller Fertigung wird in Dessau derzeit in einer temporären Ausstellung thematisiert. Diese stand ebenso auf dem Exkursionsprogramm wie ein Besuch der restaurierten, einst ebenfalls von Walter Gropius entworfenen Meisterhäuser und ein Rundgang durch die Siedlung Dessau-Törten mit Beispielen für die Ideen von Walter Gropius und seinem Nachfolger am Bauhaus, Hannes Meyer. Es ging um die Lösung städtebaulicher und sozialer Probleme durch kostengünstigen Massenwohnbau, der sowohl den Gedanken der Selbstversorgung als auch des gesunden und komfortablen Wohnens gerecht werden sollte – in Wohnungen und Häusern, die oft weniger als 50 Quadratmeter Wohnfläche boten. Deutlich wurde bei der Besichtigung zum Teil noch im Original erhaltener Wohnungen auch der experimentelle Charakter der Planungen. Die einzelnen Bautypen mussten zum Teil noch während der Ausführung in Bauabschnitten verändert werden, nicht nur wegen vereinzelter architektonischer Unzulänglichkeiten, sondern auch wegen der fortschreitenden Inflation.
Beim Abendessen lernten die Exkursions-Teilnehmer schließlich auch noch die von Carl Fieger, einem Mitarbeiter von Gropius, der ebenfalls am Bauhaus tätig war, an der Elbe 1929/30 errichtete Gaststätte „Kornhaus“ kennen, die den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstand, auch in der DDR als Gaststätte betrieben wurde und noch über viele originale Ausstattungselemente verfügt.
Im nahe Dessau gelegenen Wörlitz mit seinen – ebenfalls auf der Liste der UNESCO-Welterbestätten verzeichneten – Schloss- und Gartenanlagen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es Gelegenheit, das aufklärerische, um Reform bemühte Wirken des Erbauers, Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau zu studieren. In Zusammenarbeit mit seinem Freund Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff schuf er mit seinem Sommersitz ein Ensemble, das das Schöne mit dem Nützlichen verbinden sollte und zur Belehrung der Bevölkerung von Anfang an für jedermann zugänglich war. Ähnlich dem Bauhaus später war auch Leopold III. technischen und vor allem praktischen, raumsparenden Ideen zugetan – in seinem Schloss finden sich nicht nur in den Wänden versenkbare Fensterläden, Betten und Schränke, sondern auch ausgefeilte Einrichtungen etwa zum Händewaschen direkt im Speisesaal.
Vor mehr als einem Vierteljahrhundert ist der Maler Leo Grewenig (1898 – 1991) in Bensheim gestorben. Um sein Andenken bemüht sich nicht nur die Tochter Waltrud Hölscher-Grewenig als Nachlassverwalterin. Auch weitere Akteure haben in den vergangenen Jahren Grewenig-Ausstellungen organisiert. So waren im Bensheimer Museum Ausstellungen zu sehen, aber auch, initiiert durch den Verein Kulturinitiative Leo Grewenig, eine Ausstellung im Heppenheimer Museum. Die Kunstfreunde Bergstraße haben Werke des Künstlers in Alsbach, Zwingenberg und im Damenbau des Fürstenlagers gezeigt. Dort wird der Verein am kommenden Sonntag eine weitere Werkschau eröffnen. Ergänzend zu den Schwerpunkten der vergangenen Ausstellungen konzentriert sich die Auswahl diesmal auf Arbeiten der 1960er- und frühen 1970er-Jahre. Es war dies die Zeit, in der der Künstler für acht bis zehn Stunden in der Woche am Alten Kurfürstlichen Gymnasium als Kunsterzieher tätig war. Die Tätigkeit wurde abrupt beendet, als Grewenig einen Herzinfarkt erlitt. Durch die plötzliche Krankheit konnte er Schülerarbeiten, die er zur Beurteilung im Haus hatte, nicht mehr an ihre Urheber zurückgeben. Diese Bilder blieben bis heute erhalten, denn, so Waltrud Hölscher-Grewenig, „sie waren viel zu schön, um sie in die Papiertonne zu werfen“.
Eine Auswahl dieser Schülerbilder, meist sind es Malereien in Deckfarben, aber auch Tuschebilder, werden nun gemeinsam mit den Arbeiten des Lehrers im Damenbau zu sehen sein. Unter den damaligen Schülern sind einige bekannte Bergsträßer Namen, darunter der des verstorbenen Architekten Franz Hajek, aber auch der von Dr. Benno Wölfel. Dieser erinnert sich noch gut an den Unterricht bei Leo Grewenig, als er zehn bis zwölf Jahre alt war. Grewenig habe immer die Kreativität der Schüler gefördert und sie in ihrer Arbeit bestärkt. Dafür sei er von den Schülern gemocht und verehrt worden. Der Lehrer habe seine Aufgabe sehr ernst genommen und sei durchaus auch einmal aus der Haut gefahren, wenn die Schüler nicht aufmerksam waren. Mit den Arbeiten der Schüler habe er sich intensiv auseinandergesetzt, dabei sei es auch immer wieder vorgekommen, dass Grewenig selbst in das Schülerbild hineingemalt habe.
Gut möglich also, dass Ausstellungsbesucher mit geübtem Auge den ein oder anderen Strich des Meisters in den Kinderbildern entdecken. Ansonsten herrscht aber kein Mangel an Originalen. Zu sehen sein wird ein ganzer Raum mit Leinwandbildern Grewenigs, dazu zwei weitere Räume mit Arbeiten auf Papier. Zu entdecken sind unter den Exponaten, die aus dem Nachlass und aus zwei Privatsammlungen stammen, etliche Arbeiten, die bislang noch nicht häufig zu sehen waren. Und wer das Werk des Bauhausschülers Grewenig erst noch kennenlernen möchte, kommt mit einem Raum auf seine Kosten, der beispielhafte Bilder aus den frühen Jahren versammelt, beginnend mit dem Selbstbildnis von 1916/17. Ein schönes Detail am Rande: Bei der Vorbereitung der Ausstellung half Karl-Heinz Zahn, der schon zu Lebzeiten Leo Grewenigs häufiger für die Hängung von dessen Bildern verantwortlich war und sich noch gern an die gute Zusammenarbeit mit dem Künstler erinnert.
Die Vernissage am Sonntag, 2. Juli, beginnt um 17 Uhr. Die Ausstellung wird durch den Vorsitzenden der Kunstfreunde Bergstraße Dr. Benno Wölfel eröffnet. Der Bensheimer Museumsleiter Christoph Breitwieser, zweiter Vorsitzender der Kulturinitiative Leo Grewenig, wird in das Werk des Künstlers einführen. Uwe Marquardt sorgt auf dem Saxophon für die musikalische Begleitung. Anschließend wird die Ausstellung noch bis zum 30. Juli zu sehen sein.
Zu ihrer diesjährigen Frühjahrsexkursion lädt die Kulturinitiative Leo Grewenig e.V. in die Pfalz ein. Am Samstag, dem 6. Mai geht es mit dem Bus zunächst nach Edenkoben zu einer Führung durch die Villa Ludwigshöhe, dem ehemaligen Sommersitz König Ludwigs I. von Bayern. Der klassizistische Bau wurde 1846 nach den Plänen des Architekten Friedrich Wilhelm von Gärtner begonnen und nach dessen Tod von Leo von Klenze vollendet. Die Wandmalereien im pompejanischen Stil von Joseph Schwarzmann sind bis heute erhalten. Das Schloss Villa Ludwigshöhe wird heute für die Aufführung von Konzerten genutzt und beherbergt die vom Landesmuseum Mainz wissenschaftlich betreute Max-Slevogt-Galerie mit 130 Werken. Daneben werden wechselnde Ausstellungen von Gemälden veranstaltet. Auch die aktuelle Sonderausstellung „Ars phantastica“ steht auf dem Programm der Exkursion, das daneben Führungen zum Schloss und seiner Baugeschichte und durch die Slevogt-Sammlung vorsieht.
Nach der Mittagspause fährt der Bus nach Hauenstein zum Deutschen Schuhmuseum, in dem es um die Entwicklung der Schuhindustrie in der südwestlichen Pfalz geht. Auf vier Stockwerken wird in einer ehemaligen Schuhfabrik neben technischen Aspekten der Herstellung von Schuhen auch die Sozial- und Alltagsgeschichte gezeigt. Das Deutsche Schuhmuseum Hauenstein stellt – was seine Architektur angeht – im südwestdeutschen Raum eine Besonderheit dar. Im großen Metropoldreieck Karlsruhe – Mannheim – Saarbrücken ist das Gebäude, das seit 1930 eine Schuhfabrik beherbergte, eines der wenigen gewerblichen Gebäude, das nach den Grundsätzen der Bauhaus-Philosophie errichtet wurde. Die Sachlichkeit und Klarheit des Kubus („eine wunderschöne weiße (Schuh-)Schachtel“) wurde 1929 von dem Gropius-Schüler Josef Uhl aus Pirmasens als das damals modernste Fabrikgebäude in Hauenstein errichtet. Die Fassade des denkmalgeschützten Bauwerks wurde beim Umbau zum Museum unter Einhaltung denkmalpflegerischer Vorgaben repräsentativ gestaltet. Im Anschluss an die Führung durch das Schuhmuseum ist eine Weinprobe mit Abendessen im Weingut Schunck in Leinsweiler geplant.
Abfahrt ist um 8.30 Uhr am Bensheimer Busbahnhof, bei der Rückfahrt ist die Ankunft am Busbahnhof gegen 20 Uhr vorgesehen. Die Kosten betragen 75,- € pro Person für Nicht-Mitglieder des Vereins, darin inbegriffen sind Fahrtkosten, Eintrittsgelder, drei Führungen und die Weinprobe mit Abendessen.
Die Fahrt führte nach Metz in das dortige Centre Pompidou zu einer Sonderausstellung der Werke Oskar Schlemmers („Oskar Schlemmer – Tanz und Theater“) mit anschließender Stadtrundfahrt und einer Besichtigung der gotischen Kathedrale.