Unsere Frühjahrsexkursion brachte uns mit 22 Teilnehmern per Bahn ins Frankfurter Ostend. Dort führte uns der promovierte Architekt Arne Winkelmann rund um die EZB und die ehemalige Großmarkthalle von Martin Elsaesser. Beeindruckt waren wir am Ende nicht nur von Schönheit und Raffinesse des als uneinnehmbare Festung angelegten Hochhauses der Coop Himmelb(l)au, sondern auch von der Ästhetik und gleichzeitigen Funktionalität des in den 1920er-Jahren errichteten Gebäudes von Martin Elsaesser.
Von Stadtbaurat Ernst May nach Frankfurt berufen, um an dem umfassenden Projekt des Neuen Frankfurt mitzuwirken, setzte Elsaesser traditionelle Baustoffe wie etwa Ziegel mit viel Sinn für Materialgerechtigkeit ein, experimentierte aber auch mit neuen Techniken wie dem Betonguss der Tonnengewölbe für die große Markthalle, die mit einer Materialstärke von nur sieben Zentimetern leicht und trotzdem sehr haltbar waren und selbst bei der aktuellen Sanierung im Rahmen des EZB-Baus nur wenig Zuwendung brauchten.
Aus Denkmalschutz-Perspektive war die Einbindung in das EZB-Projekt wohl ein Glücksfall, auch wenn der moderne Eingangsbau, der das alte Gebäude durchdringt, auf manchen zunächst verstörend wirken mag: Durch den Neubau wurden nur solche Gebäudeteile entfernt, die nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs ohnehin nicht mehr im Original erhalten waren. Nachdem die Markthalle 2004 ihre Funktion an das „Frischezentrum Frankfurt“ in Kalbach-Riedberg verloren hatte, war es schwer, eine neue Nutzung für das riesige Gebäude zu finden, die zugleich den Erhalt des Baudenkmals garantiert hätte.
Beim Umschreiten des großen EZB-Komplexes besuchten wir sozusagen automatisch die Gedenkstätte der Architekten KatzKaiser, in der an die Massendeportation und Ermordung der jüdischen Bevölkerung erinnert wird. Die Nationalsozialisten benutzten den Keller der Großmarkthalle 1941 bis 1945 als Sammelplatz für insgesamt mehr als 10 000 Menschen, von denen weniger als 200 das Grauen überlebten. Die zurückhaltende, doch umso eindringlichere Gestaltung der Gedenkstätte setzt nicht auf Inszenierung. Noch Vorhandenes, wie die Eisenbahnschienen, wurde lediglich konserviert. Das Erinnern geschieht in der Hauptsache durch Zitate von ermordeten Frankfurter Bürgern, von Überlebenden des Holocaust und von Beobachtern der Massendeportationen, die in den Beton eingelassen sind.
Nach einem Spaziergang am Main entlang in die Altstadt und einer individuell gestalteten Mittagspause besuchten wir in zwei geführten Gruppen die Ausstellung „Marcel Duchamp“ im Museum für Moderne Kunst (MMK). Neben den bekannten Ready-Mades zeigte die Ausstellung ausführlich auch das Frühwerk mit der Annäherung Duchamps an die unterschiedlichen Fragestellungen der Malerei und der bildenden Kunst, private Notizen und Korrespondenz und frühe Karikaturen für unterschiedliche Zeitschriften. Deutlich wurde – auch durch filmische Dokumente aus den 1960er-Jahren (Duchamp starb 1968) – der philosophische Ansatz des Künstlers, der grundlegend für letztlich die gesamte künstlerische Entwicklung im 20. Jahrhundert wurde. Da die Rückfahrt wegen der Bahn-Gruppentickets in unabhängigen Fünfergruppen erfolgte, konnte die Verweildauer in der umfangreichen Ausstellung nach persönlichem Bedarf geregelt werden.
es geht wieder los! Der Vorstand der KLG hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, in diesem Frühjahr – trotz der weiterhin hohen Inzidenzen – wieder einmal eine Exkursion durchzuführen, allerdings ohne Bus und in die nähere Umgebung. Wir haben uns entschlossen, am 23. April eine eintägige Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Frankfurt, zu einer Architekturführung EZB/Großmarkthalle und zur Austellung „Marcel Duchamp“, anzubieten, an der insgesamt 30 Personen teilnehmen können.
Wir hoffen (und würden uns freuen) wenn wir für diese Fahrt möglichst viele Teilnehmer gewinnen könnten.
8.51 Uhr – Abfahrt in Bensheim Bahnhof (mit dem Zug) / Umstieg in Langen in die S3 (9.19 Uhr) 9.36 Uhr – Ankunft in Frankfurt Ostendstr. 9 / Fußweg 500 m 10.00 Uhr – Architekturführung rund um den Neubau der EZB und die Reste der Großmarkthalle von Martin Elsaesser Anschließend Spaziergang entlang des Mains / Möglichkeit zum Mittagessen 14.00 Uhr – Führung durch die Ausstellung „Marcel Duchamp“ im Museum für Moderne Kunst (MMK) 17.00 Uhr – Rückfahrt nach Bensheim / Mit dem Hessenticket in 5er-Gruppen kann die Heimfahrt flexibel geregelt werden
Kosten
40,- € pro Person (für Mitglieder) 45,- € pro Person (für Nicht-Mitglieder). Im Preis inbegriffen sind Fahrtkosten, Eintrittsgelder und 2 Führungen.
Die Teilnahme erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldungen, wobei zunächst die Vereinsmitglieder berücksichtigt werden.
Liebe Mitglieder der Kulturinitiative Leo Grewenig e.V.,
wir wünschen Ihnen/Euch im Namen des Vorstandes ein gutes und vor allem gesundes neues Jahr 2022.
Leider sind alle unsere Hoffnungen auf Normalität auch im letzten Jahr nicht erfüllt worden, so dass wir auch 2021unsere kulturellen Aktivitäten wieder einmal „auf Sparflamme“ halten mussten. Immerhin konnten wir am 9. Oktober nach langer Pause eine Exkursion im „kleinen Format“ durchführen.
Wir fuhren mit der Bahn nach Mannheim und bewegten uns dort zu Fuß und per Straßenbahn. Auf dem Weg vom Hauptbahnhof zur Kunsthalle begegneten wir mit der Straßenbahnhaltestelle am Tattersall dem ersten Denkmal aus der „Bauhausvergangenheit“ Mannheims. In einer zweistündigen Führung durch die Kunsthalle lernten wir den 2018 eröffneten Hector-Bau (Planer: gmp – von Gerkan Marg und Partner) und den 1909 eröffneten Altbau von Hermann Billing kennen. Weitere Schwerpunkte waren die durch die unterschiedlichen Direktoren geprägten Sammlungen, z. B. zur französischen Malerei des 19. Jahrhunderts oder zur Neuen Sachlichkeit, sowie einzelne Highlights wie der „Schreiende Papst“ von Francis Bacon oder Edouard Manets Monumentalbild der Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko. Einen starken Eindruck hinterließ auch die Ausstellung mit Arbeiten von Anselm Kiefer.
Nach der Mittagspause sahen wir uns drei zwischen 1927 und 1930 entstandene Gebäudekomplexe an, was leider nur von außen möglich war. Dazu gehörten das ehemalige Palasthotel Mannheimer Hof in der Augustaanlage 4-6 (jetzt Leonardo Royal Hotel Mannheim), die Neuapostolische Kirche in der Neckarstadt (Abb. rechts) und das Fröbelseminar am Lindenhof. Diese von Eva Bambach geplante Exkursion war sehr erfolgreich und fand bei allen Teilnehmern großen Zuspruch.
Falls es die Corona-Situation erlaubt, sollen die Exkursionen in diesem Jahr in gewohnter Weise wieder aufgenommen werden. Eine erste Exkursion im Frühjahr (April/Mai) könnte uns zur Siedlung Loheland bei Fulda führen.
Die Siedlung Loheland, eine Einrichtung nur für Frauen, wurde 1919 gegründet und ist landesweit vor allem durch die Loheland-Gymnastik sowie die kunstgewerblichen Produkte der Loheland-Werkstätten bekannt geworden. Arbeiten und Leben sollten dort Hand in Hand gehen. Die Loheländerinnen integrierten Gymnastik, Garten- und Ackerbau, Handwerk und Kunst in ihrem Konzept. Heute ist Loheland von Gebäuden unterschiedlichster Größe und Erscheinung, beschatteten Wegen und viel „Grün“ geprägt. Auf dem weitläufigen Gelände der Siedlung befinden sich ein Waldorfkindergarten, die Rudolf-Steiner-Schule, Demeter-Landwirtschaft, eine Berufsfachschule für Sozialassistenz, das Archiv der Siedlung, eine Schreinerei, ein Tagungshotel mit Gartencafé, ein Laden und Wohnhäuser. Durch die Ausstellung „Geste-Maske-Tanz“ sind gute Beziehungen zur Stiftung Loheland entstanden, so dass uns die ehemalige Leiterin des Archivs der Stiftung und profundeste Kennerin der Geschichte Lohelands, Frau Elisabeth Mollenhauer-Klüber, eine exklusive Führung zugesagt hat. Eine Stadtführung durch Fulda mit Dom und Michaelskirche, einem der bedeutendsten Bauwerke der Karolingischen Renaissance, könnte die Exkursion abschließen. Eventuell können wir noch die 1931 erbaute Hochschul- und Landesbibliothek Fulda, ein wichtiges Beispiel des Neuen Bauens, und die Kapelle des Priesterseminars besichtigen, die 1968 von Sep Ruf, dem Architekten des Kanzlerbungalows in Bonn, entworfen wurde.
Sollte eine Fahrt mit dem Bus noch nicht möglich sein, wäre auch wieder eine kleinere Exkursion mit der Bahn nach Frankfurt/M denkbar, die auch kurzfristig geplant werden könnte. Diese würde eine Führung durch das EZB-Gebäude (eventuell mit EBZ-Kunstsammlung), die Besichtigung der Großmarkthalle und der Riederwaldsiedlung von Ernst May, einem wichtigen Zeugnis des Neuen Bauens in Frankfurt, beinhalten. Im Dommuseum läuft zudem vom 25.3. bis 26.6. die Sonderausstellung „Zurück in die Moderne – Hans Leistikow“. Der Grafiker gehörte zum Kreis um Ernst May und Fritz Wichert, die ab 1925 die Idee eines „Neuen Frankfurt“ entwickelten. Leistikow entwarf z. B. Typografie, Werbung, Tapeten und Farbkonzepte für die Gebäude. Nach Jahren in Russland und Berlin kehrte er 1948 nach Frankfurt zurück und begleitete den Wiederaufbau. Er entwarf unter anderem Glasfenster für den Dom und die Weststadtsynagoge. Auch diese Ausstellung wäre eine Option.
Im Herbst 2022 ist dann wieder einmal eine mehrtägige Exkursion geplant.
Die früher schon angedachte Mehrtagesexkursion nach Schloss Derneburg (Hall Foundation) und Alfeld/Leine (Fagus-Werk von W. Gropius) erscheint zur Zeit nicht sinnvoll, da zumindest in Schloss Derneburg lediglich Besichtigungen ohne Begleitprogramm und Führungen angeboten werden. Vielleicht wird sich die Situation dort im Sommer wieder ändern, so dass wir doch noch auf diese Idee zurückgreifen können.
Stattdessen ist eine dreitägige Herbstexkursion nach Eichstätt und Regensburg angedacht. Die Universitätsbauten der Katholischen Universität Eichstätt bilden Glanzlichter der modernen Architektur. Die Diözesanbaumeister Karljosef Schattner und Karl Frey schufen dort ein spannendes Miteinander von Alt und Neu und ließen bei den Um- und Neubauten für die Universität einen modernistischen Mikrokosmos entstehen, der Eichstätt zu einem wahren Mekka moderner Architektur macht. Gerade im Hinblick auf die städtebaulichen Architekturprojekte in Bensheim (z. B. Marktplatz) und Heppenheim (Kurmainzer Amtshof) ist das preisgekrönte „Architekturensemble Eichstätt“ interessant. Der Architekt Karljosef Schattner und seine Nachfolger haben hier vorgeführt, wie „Neues Bauen in alter Umgebung“ ästhetisch und praktisch optimal funktioniert. Komplettiert würde die Exkursion durch eine Stadtführung in Regensburg. Die bayerische Stadt Regensburg liegt an der Donau und ist für ihr gut erhaltenes mittelalterliches Zentrum bekannt. Eines ihrer Wahrzeichen ist die Steinerne Brücke aus dem 12. Jahrhundert, welche den Stadtteil Stadtamhof mit der Altstadt verbindet. Ein weiteres wichtiges Wahrzeichen ist der gotische Dom aus dem 13. Jh. mit seinen Zwillingstürmen. Am 13. Juli 2006 wurde die Regensburger Altstadt mitsamt Stadtamthof von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt.
Durch die Leo Grewenig-Ausstellung 2014 sind zum Diözesanmuseum Regensburg gute Beziehungen entstanden. Eventuell kann dadurch auch ein Kontakt zur Universität Eichstätt hergestellt werden, so dass wir in beiden Orten eine kompetente Führung erwarten können. Als weitere Alternative für eine mehrtägige Fahrt kommt auch eine Exkursion zur „legendären“ ehemaligen Hochschule für Gestaltung (HfG) nach Ulm in Betracht.
Sie sehen also, es gibt viele Ideen. Wir hoffen, dass wir einige davon in diesem Jahr umsetzen können.
Im Jahr 2023 ist dann eine Ausstellung in Kooperation von SGD und Museum Heppenheim angedacht. Im Juni 2023 wird es anlässlich des 125. Geburtstags eine Leo Grewenig-Ausstellung geben, die das Museum Bensheim ausrichtet. Über beide Ausstellungen werden wir Sie/Euch zu gegebener Zeit informieren.
Zum Schluss möchten wir noch einmal auf die Möglichkeit hinweisen, auf unserer Homepage Texte zu den Themen „Generation Grewenig“ und „Bauhaus – und weiter?“ beizutragen. Es wäre schön, wenn einige unserer Mitglieder als Autoren eine Künstlerin oder einen Künstler vorstellen würden, die zur „Generation Grewenig“ gehören und im gleichen Jahr oder im gleichen Jahrzehnt wie Leo Grewenig geboren sind. Höchst willkommen sind auch Beispiele zur „Bauhaus Architektur/Architektur der Moderne in der „Region Bergstraße“. Also: Werden Sie aktiv und schicken Sie bald Ihre Beiträge ein!
Wir würden uns sehr freuen, Sie/Euch auch bei den zukünftigen Aktivitäten der Kulturinitiative Leo Grewenig e.V. begrüßen zu dürfen und hoffen, dass wir bald wieder damit beginnen können.
Mit herzlichen Grüßen – und bleiben Sie gesund!
Erich Henrich (1. Vorsitzender) Eva Bambach-Horst (2. Vorsitzende)
Nach der langen Pause in unseren Vereinsaktivitäten führte uns am 9. Oktober der Weg nach Mannheim. Bevor wir demnächst unsere klassischen Exkursionen mit dem Bus wieder starten, versuchten wir uns am „kleinen Format“ mit niedrigem finanziellen Risiko.
Wir fuhren mit der Bahn nach Mannheim und bewegten uns dort zu Fuß und per Straßenbahn. Auf dem Weg vom Hauptbahnhof zur Kunsthalle begegneten wir mit der Straßenbahnhaltestelle am Tattersall dem ersten Denkmal aus der „Bauhausvergangenheit“ Mannheims – erbaut 1928 vom Leiter des Städtischen Hochbauamts Josef Zizler, heute zwar sehr vernachlässigt aber doch komplett, mit nur einer dezenten Erweiterung erhalten.
In einer zweistündigen Führung durch die Kunsthalle lernten wir den 2018 eröffneten Hector-Bau (Planer: gmp – von Gerkan Marg und Partner) und den 1909 eröffneten Altbau von Hermann Billings kennen – sowohl das Konzept der „Stadt in der Stadt“ mit einem jedermann kostenlos zugänglichen Forum zwischen den Ausstellungsräumen als auch die Probleme in der Bauausführung wie herabfallende oder verzogene Fassadenplatten. Themen waren auch Schwerpunkte der durch die unterschiedlichen Direktoren geprägten Sammlung wie die französische Malerei des 19. Jahrhunderts oder die Neue Sachlichkeit und einzelne Highlights wie der früh und damit noch „günstig“ erworbene „Schreiende Papst“ von Francis Bacon aus dem Jahr 1951 oder Edouard Manets lange Zeit nicht öffentlich zeigbares Monumentalbild von der Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko.
Nach der Mittagspause sahen wir uns drei zwischen 1927 und 1930 entstandene Gebäudekomplexe an, was derzeit leider nur von außen möglich war. Anhand von Fotos aus der Erbauungszeit und Ansichten vergleichbarer Gebäude gewannen wir einen Eindruck von den ehemals kühnen Architekturen, die im Stadtbild heute auf den ersten Blick eher wie Bauten der Nachkriegszeit wirken.
So etwa das ehemalige Palasthotel Mannheimer Hof in der Augustaanlage 4-6 (jetzt Leonardo Royal Hotel Mannheim), bis 1930 im Auftrag der Stadt Mannheim unmittelbar angrenzend an die üppige Architektur aus Gründerzeit und Jugendstil rund um den Wasserturm erbaut. Der Architekt Fritz Becker (1882-1973) war wie die meisten Architekten des Neuen Bauens kein Bauhäusler, sondern ausgebildet an der TU Darmstadt und der TH München, wo etwa auch Walter Gropius, Ernst May, Erich Mendelsohn oder Josef Zizler studierten.
Die dezidiert moderne Haltung entsprach der vom Mannheimer Bürgermeister Heimerich vor und nach der Zeit des Nationalsozialismus getragenen Ausrichtung an Prinzipien des Bauhauses (für dessen Ansiedlung in Mannheim es sowohl 1925 als auch nach dem Zweiten Weltkrieg erfolglose Bemühungen gab).
Auch die Neuapostolische Kirche in der Neckarstadt (Moselstraße 6-8), von dem Mannheimer Architekten Wilhelm Friedrich Würth 1929 geplant, regt den Vorübergehenden kaum zum Innehalten an. Der asymmetrisch angelegte Sakralbau wendet sich mit seinem Trakt mit Predigerwohnungen und dem 22 m hohen Turm von allen tradierten Kirchenbauformen ab. Das Nüchterne und Zweckmäßige triumphiert über die feierliche Überhöhung. Veränderungen an den Fenstern und der Außenhaut und das Entfernen einst vorhandener Balkone lassen die frühere Klarheit der Konzeption kaum noch erkennen, obwohl die Baukörper an sich nicht verändert wurden.
Ganz anders das Fröbel-Seminar im Lindenhof (Rennerhofstraße 2), das, wohl vom Bauhaus-Musterhaus „Haus am Horn“ in Weimar angeregt, 1926 von Bauamtsleiter Josef Zizler geplant wurde und als Ort für Licht und Luft im Grünen noch heute seinen Charakter bewahrt hat und nur durch ein angepasstes Nebengebäude vor einigen Jahren erweitert wurde. Als erstes Gebäude im Bauhaus-Stil in Mannheim wurde es vom Städtischen Hochbauamt für die beiden Pädagoginnen (und Schwestern) Rosa und Dora Grünbaum errichtet. Diese hatten im Jahr 1900 einen Kindergarten mit Seminarräumen zur Ausbildung von Kindergärtnerinnen gegründet, der in dem neuen Gebäude Platz für 85 Kleinkinder und 200 Schülerinnen bot. 1933 wurden Rosa und Dora Grünbaum hier während des Unterrichts verhaftet und später ermordet. Während der Nazizeit wandten sich viele Architekten, wie auch Fritz Becker und Josef Zizler, schnell dem rückwärtsgewandten Heimatstil zu.
Unsere Herbstexkursion führt uns nach der langen Corona-Pause am 9. Oktober nach Mannheim. Hier wollen wir uns mit ganz aktueller Architektur beschäftigen, nämlich mit dem 2018 eröffneten Hector-Bau (des Hamburger Büros gmp – von Gerkan Marg und Partner), der Hermann Billings Jugendstil-Bau von 1907 ergänzt und damit die Ausstellungsräume aus den 1980er Jahren ersetzt. Die lichtdurchfluteten neuen Räume werden uns im Rahmen einer Architekturführung vorgestellt, aber gleichzeitig erfahren wir auch etwas über die Schwerpunkte und Highlights der Kunstsammlung.
Am Nachmittag können wir uns dann einem Aspekt zuwenden, der in der öffentlichen Wahrnehmung kaum bekannt ist: Mit der „Bauhausvergangenheit“ Mannheims.
Kunsthallendirektor Gustav F. Hartlaub hatte sich 1925 für die Ansiedlung des Bauhauses in Mannheim eingesetzt, allerdings vergeblich. Obwohl es unter der wohlhabenden Bevölkerung Mannheims viel Begeisterung für die Avantgarde gab, scheiterte das Vorhaben an dem konservativ eingestellten Oberbürgermeister Theodor Kutzer – und wohl auch an den finanziellen Möglichkeiten der Stadt: Im Januar 1925 legte Walter Gropius Kutzer eine Kostenschätzung von über 1 Mio. Mark für die Einrichtung einer entsprechenden Institution vor. Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte Oberbürgermeister Hermann Heimerich (u. a. verantwortlich für den Neubau des Nationaltheaters durch den Bauhaus-Schüler Gerhard Weber) im Sinne des „geistig-kulturellen Wiederaufbaus“ ein Nachfolgeinstitut des Bauhauses in Mannheim errichten, scheiterte damit aber.
1928 bis 1933 war Heimerich ebenfalls schon Oberbürgermeister in Mannheim gewesen und hatte in dieser Zeit viele zukunftsweisende Projekte umgesetzt. In Mannheim kamen von der Weißenhofsiedlung in Stuttgart und der Dammerstocksiedlung in Karlsruhe beeinflusste Architekten zum Zuge wie Ernst Plattner, Max Schmechel, Ferdinand Mündel, Hermann Esch oder Arno Anke. Neben öffentlichen Gebäuden wurden viele Privathäuser gebaut, häufig von jüdischen Bauherren. Die avantgardistische Architektur wurde in Mannheim allerdings nicht als „Bauhaus“ sondern unter dem Schlagwort „Neue Sachlichkeit“ zusammengefasst.
Maßgeblich betrieben wurde das Neue Bauen durch den Leiter des Städtischen Hochbauamts Josef Zizler, den die Mannhiemer vor allem deshalb gut im Gedächtsnis haben, weil seine großen BUnkerbauten im Zweiten Weltkrieg vielen Menschen das Leben rettete.
Besichtigen werden wir im Rahmen der Exkursion das ehemalige Palasthotel Mannheimer Hof, das Fröbelseminar, die Neuapostolische Kirche in der Neckarstadt und die Straßenbahnhaltestelle am Tattersall.
Die Familie Hölscher hat eine Webseite zu Leo Grewenig erstellt, auf der auch für „Grewenig-Kenner“ noch manches zu entdecken ist. Viel Spaß beim Stöbern!
Liebe KLG-Mitglieder, am 20.5.2011 wurde im Museum Bensheim die Kulturinitiative Leo Grewenig e.V. gegründet. Wir begehen also in diesem Jahr unser 10-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass möchte der Vorstand des Vereins Sie/Euch zu einer kleinen
JUBILÄUMSFEIER am 20.5.2021 um 19.00 Uhr
einladen. Da wir uns leider noch nicht „live“ treffen können, findet die Feier digital als Videokonferenz über ZOOM vor dem Bildschirm statt. Unser Schatzmeister Peter Arnold wird Sie/Euch dazu einige Tage vorher per mail mit einem Link einladen.
Wer ZOOM noch nicht heruntergeladen hat, kann das kurz vor der Konferenz tun. Es ist ganz einfach mit einem Mausklick zu bewerkstelligen. Dazu sollte man den PC einige Minuten vor der „Konferenz/Feier“ einschalten. Man muss dann nur noch den Anweisungen folgen, die man nach dem Anklicken des Links erhält. Es wäre schön, wenn alle ein Glas Sekt o.ä. bereithalten, damit wir gemeinsam am Bildschirm auf das 10-jährige KLG-Jubiläum anstoßen können.
Wir würden uns sehr freuen, wenn möglichst viele KLG-Mitglieder an der Jubiläumsfeier teilnehmen würden. Wir sind mittlerweile auch guter Hoffnung, dass wir bald wieder zu Live-Aktivitäten übergehen können.
Für den Vereinsvorstand 5.5.2021 Erich Henrich (1. Vorsitzender) Eva Bambach-Horst (2. Vorsitzende)
Das neue Jahr ist nun schon weit fortgeschritten, dennoch wünschen wir Ihnen/Euch nachträglich im Namen des Vorstandes ein gutes und vor allem gesundes 2021.
Wir begrüßen insbesondere die neuen Mitglieder, die wir im vergangenen Jahr für die KLG gewinnen konnten. Auch im Vorstand des Vereins gab es im letzten Jahr eine wichtige Veränderung. Der 1. Beisitzer, Herr Ulrich Lange, der zu den Gründungsmitgliedern der KLG gehört, ist wegen seines Umzugs nach Potsdam aus dem Vorstand ausgeschieden. Wir danken Ihm herzlich für die in vielen Jahren geleistete Arbeit und hoffen, dass er dem Vorstand, trotz der räumlichen Entfernung, auch weiterhin mit „Rat und Tat“ zur Seite steht. Für die vakant gewordene Stelle konnten wir als neues
Vorstandsmitglied Herrn Dr. Klaus Bischoff gewinnen. Wir beglückwünschen ihn zu seiner Wahl und freuen uns auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Das „Corona-Jahr“ 2020 hat leider auch für unseren Verein – wie für viele kulturvermittelnde Institutionen – einen starken Einschnitt gebracht, so dass unsere Aktivitäten leider fast gänzlich zum Erliegen gekommen sind.
Die Exkursion im Mai 2020, die schon vollständig organisiert war, musste kurzfristig abgesagt werden.
Und auch die vom 15.3. bis zum 19.4.2020 geplante Ausstellung „Geste-Maske-Tanz“ im Museum Heppenheim durfte zunächst die Tore nicht öffnen. Zum Glück konnte sie bis zum Sommer verlängert werden, so dass wir doch noch eine größere Anzahl von Besuchern verzeichnen konnten. Zur Ausstellung ist eine kleine Broschüre erschienen, die im Museum Heppenheim oder bei Erich Henrich (Tel. 06251/73899) für 3,-€ zu erwerben ist.
Leider ist es auch zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, konkrete Voraussagen über mögliche Aktivitäten in diesem Jahr zu machen.
Wir stehen aber „in den Startlöchern“. Sobald sich wieder eine größere Gruppe in einen Bus setzen kann, werden wir neue Exkursionen organisieren. Ideen dazu gibt es genug, wie die nachfolgende Liste zeigt.
Ideen für KLG-Exkursionen nach der Corona-Zeit
Tagesfahrten:
1. Neuplanung der schon im Frühjahr 2020 ausgearbeiteten und wegen Corona abgesagten Exkursion nach Bad Nauheim, Kronberg (Braun-Sammlung) und Frankfurt (Termin hängt evtl. von einer interessanten Ausstellung in Frankfurt ab)
2. Sammlung Prinzhorn, Heidelberg und Literaturmuseum Marbach/Neckar (Sammlung und Gebäude von David Chipperfield, dem Architekten des neuen Eingangsbereichs der Museumsinsel in Berlin)
3. Steinskulpturenpark Kubach-Wilmsen Bad Münster am Stein/Bad Kreuznach (evtl. gekoppelt mit einer Ausstellung in Wiesbaden/Mainz o.ä). Gebäude von Tadao Ando, dessen Architektur wir schon in Hombroich und bei Vitra in Weil am Rhein kennengelernt haben
4. Siedlung Loheland bei Fulda (Die ehemalige Leiterin des Loheland-Archivs, Frau Elisabeth Mollenhauer-Klüber, hat schon eine Führung zugesagt), evtl. gekoppelt mit einer Ausstellung oder einerStadtführung in Fulda
5. Die Darmstädter Meisterbauten (evtl. gekoppelt mit einer geplanten Ausstellung der KLG „Moderne Architektur an der Bergstraße“)
Mehrtägige Exkursionen:
1. Von der Heydt Museum Wuppertal und die Museen Haus Lange Haus Estersin Krefeld (von dem Architekten und letztenBauhaus-Direktor Ludwig Mies van der Rohe)
2. Mehrtägige „Exklusiv-Exkursion“ (relativ teuer) nach Schloss Derneburg (Führung durch die Hall-Foundation/ehemaliger Wohnsitz und Atelier von Georg Baselitz -Dauer: ca. 6-7 Std. mit Mittagessen. Kosten: 70,-€ pro Person) und zum Weltkulturerbe „Fagus-Werk“ von Walter Gropius in Alfeld/Leine. Evtl. Stadtführung in Hildesheim.
Übernachtung evtl. im Gästehaus Klosterhof Brunshausen (Cafe, Kreativworkshops, Laden) bei Bad Gandersheim. Es stehen dort aber nur 10 Betten zur Verfügung
Die Exkursionen hängen natürlich davonab, was wann wieder möglich ist. Wirgehenaber davon aus, dass wir in diesem Jahr frühestens im Herbst überhaupt wieder fahren können.
Neben den Exkursionen sind auch zwei Ausstellungen angedacht, auf die wir aber hier nicht näher eingehen möchten, da zahlreiche Fragen zur Realisierung noch abgeklärt werden müssen.
Damit der Verein aber auch in diesem Jahr nicht ganz ohne Aktivitäten bleibt, überlegen wir, auf der Homepage der KLG in Abständen eine Künstlerin oder einen Künstler vorzustellen, die zur „Generation Grewenig“ gehören und im gleichen Jahr oder im gleichen Jahrzehnt wie Leo Grewenig geboren sind. Auch ein Beispiel zur „Bauhaus Architektur/Architektur der Moderne in der Region Bergstraße“ könnte regelmäßig auf der KLG-Homepage erscheinen.
Es lohnt sich also auf jeden Fall öfter unsere Homepage zu besuchen.
Wir würden uns sehr freuen, Sie/Euch auch bei den zukünftigen Aktivitäten der Kulturinitiative Leo Grewenig e.V. begrüßen zu dürfen und hoffen, dass wir damit bald wieder beginnen können.
im Namen des Vorstandes der Kulturinitiative Leo Grewenig e.V. wünschen wir Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr 2021. Leider stand das letzte Jahr auch für die KLG – wir für alle Kulturschaffenden und Kulturvermittelnden – unter keinem guten Stern. Die geplante Exkursion im Mai mussten wir absagen und die Ausstellung „Geste-Maske-Tanz“ im Museum Heppenheim hatte zunächst unter „Startschwierigkeiten“ zu leiden. Zum Glück konnte Sie für fast zwei Monate verlängert werden, so dass wir doch noch zahlreiche Besucher verzeichnen konnten. Niemand weiß genau, wie es weitergeht, aber die KLG wird auch nach der Pandemie ihre Aktivitäten verstärkt fortsetzen. Einen Ausblick, was geplant ist, wenn es wieder losgehen kann, werden wir Ihnen im Januar 2021 in unserem üblichen Neujahrsbrief übermitteln. Bis dahin – bleiben Sie gesund.
Mit herzlichen Grüßen
Erich Henrich (1.Vorsitzender) Eva Bambach-Horst (2.Vorsitzende)
Unsere Ausstellung „Geste – Maske – Tanz“ ist schon lang zuende gegangen. Nicht jedem gelang es in den Wirren der Pandemiebestimmungen, die Ausstellung zu besuchen. Aber: Es gibt davon eine schöne Broschüre mit vielen, vielen Bildern, in der auch die Ausstellungstexte abgedruckt sind. Erhältlich im Museum Heppenheim oder über Erich Henrich zum Preis von 3 Euro.