Rhein/Basel/Dornach
Die diesjährige Herbstexkursion führte mehr als 30 Mitglieder und Gäste der Kulturinitiative Leo Grewenig Ende Oktober in den Raum Basel. An zwei Tagen erkundeten die Teilnehmer zunächst das Architektur-Ensemble auf dem „Vitra Campus“ in Weil am Rhein, anderntags das Kunstmuseum Basel und das Goetheanum in Dornach im Kanton Solothurn, rund zehn Kilometer südlich von Basel. Organisiert vom ersten Vorsitzenden des Vereins Erich Henrich umfasste das Programm damit weitere Facetten des kunst- und zeitgeschichtlichen Hintergrunds des Künstlers Leo Grewenig. Das Firmenareal des Möbelherstellers Vitra in Weil am Rhein vereint Fabrikations-, Logistik- und Verwaltungsbauten des Unternehmens ebenso wie das Vitra Design Museum, Veranstaltungsräume, das Schaudepot der Firma mit einer umfassenden Sammlung zur Geschichte des Stuhldesigns und das als Präsentationsraum und Besuchercenter konzipierte Vitra Haus. In einer mehr als zweistündigen Führung lernte die Bergsträßer Besuchergruppe nicht nur die öffentlich zugänglichen Teile des Areals kennen, sondern sie konnte auch die architektonisch ambitionierten Gewerbehallen auf dem Werksgelände aus der Nähe, zum Teil auch im Innern betrachten. Seit einem Brand im Jahr 1981 war das inzwischen in dritter Generation geführte Familienunternehmen Vitra bemüht, Neu- und Erweiterungsbauten von fortschrittlichen Architekten planen zu lassen. Folgte man anfangs einem Masterplan, der alle Gebäude auf dem Gelände im Sinne einer einheitlichen Corporate Identity verstanden wissen wollte, gab der damalige Firmenchef Rolf Fehlbaum dann einem pluralistischen Konzept den Vorzug. Zum Zuge kamen innovative Architekten, die in der Regel aber noch völlig unbekannt waren. So war 1993 das heute als wegweisend bezeichnete Feuerwehrhaus der erste ausgeführte Bau der später weltberühmt gewordenen irakischen Architektin Zaha Hadid. Bei der Begehung der heute als Museum genutzten Feuerwache konnten sich die Exkursionsteilnehmer einen Eindruck von der auch innen „aus dem Lot geratenen“ Architektur und ihrem Einfluss auf die menschliche Wahrnehmung verschaffen. Die Vielfalt von zeitgenössischen Architekturen auf dem großen, von alten Kirschbäumen bestandenen Gelänbde umfasst außerdem Bauten von Nicholas Grimshaw, Tadao Andō, Álvaro Siza, Herzog & de Meuron und dem japanischen Architektenbüro SANAA. Das Vitra Design Museum in einem 1989 von Frank O. Gehry gebauten Gebäude zeigte den Exkursionsteilnehmern mit der Ausstellung „Objekt der Begierde – Surrealismus und Design 1924 – heute“, welche befreiende und befruchtende Wirkung das von strenger Rationalität befreite Denken der Surrealisten auch auf die Architektur hatte. Nach einer Übernachtung in Lörrach und gemeinsamem Abendessen in einem Brauereigasthof galt am nächsten Morgen ein kurzer Besuch dem Kunstmuseum Basel, das die größte öffentliche Kunstsammlung der Schweiz umfasst. Im Zentrum des Interesses stand einerseits das neoklassizistische Museumsgebäude aus den 1930er Jahren von Paul Bonatz und Rudolf Christ und der moderne Erweiterungsbau des Jahres 2016. Eine Führung durch die Bildersammlung beschränkte sich auf die Meisterwerke der Klassischen Moderne und beleuchtete auch die Sammlungsgeschichte als solche. Ganz gegensätzlich zu der von strenger Geometrie beherrschten Architektur des Vitra Areals zeigte sich anschließend das betont organisch gestaltete Goetheanum mit den umliegenden Gebäuden. Der zentrale Bau – Sitz und Tagungsort der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft – wurde als Theaterbau in den 1920er Jahren aus Sichtbeton errichtet, nachdem 1923 ein hölzernes Vorgängergebäude durch Brandstiftung zerstört worden war. Maßgeblich entworfen von Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie, verzichtet das Gebäude weitgehend auf rechte Winkel und orientiert sich an Naturformen. Mit den etwa zeitgleichen Entwicklungen am Bauhaus hat das Goetheanum die Experimentierfreude gemein, aber auch den esoterischen Ansatz, den auch Bauhäusler wie Kandinsky oder Itten verfolgten. In der Führung durch das fast 40 Meter hoch aufragende Gebäude konnte die Bergsträßer Gruppe den etwa 1000 Personen fassenden großen Saal mit seinen bunt leuchtenden Fenstern und einer farbig gestalteten Kuppel betreten.