Bei bestem Exkursionswetter erlebten 36 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Samstag, 17. Mai, eine ästhetisch beeindruckende Exkursion, die die Schwerpunkte moderne Architektur und Malerei des 20. Jahrhunderts vereinte.
Mit Tadao Andō (geb. 1941) und Fumihiko Maki (1928-2024) prägen zwei japanische Architekten die Museumslandschaft in Deutschland, die jeweils nur wenige Bauten in Europa errichtet haben.
Zwei Gebäude von Tadao Andō konnten Exkursionsteilnehmer der KLG in der Vergangenheit bereits kennenlernen – das Gebäude für die Langen-Foundation Hombroich (erbaut 2004) und das Konferenzgebäude auf dem Vitra-Gelände in Weil am Rhein (fertiggestellt 1993). Nun kam mit dem Steinskulpturenmuseum der Fondation Kubach-Wilmsen in Bad Münster am Stein (2010) das wohl kleinste Museumsgebäude hinzu, das aber zu den Lieblingsobjekten des Architekten zählt und auch in der jüngsten Monographie über sein Werk prominent vertreten ist, wie bei der Führung durch die Tochter und den Schwiegersohn des Steinbildhauerpaares Kubach-Wilmsen zu erfahren war.
Die beiden stellten der Gruppe die konsequent minimalistische Architektur vor und führten auch in das Werk der Bildhauer ein, das beide in gemeinsamer Arbeit mit eigenen Werken fortsetzen. Die Führung galt auch der aktuellen Sonderausstellung im Museum mit 15 Arbeiten zeitgenössischer Steinbildhauerinnen und -bildhauer.
Eine Besonderheit bei diesem kleinen Museumsbau ist die Verwendung des Fachwerks einer alten Scheune, die der Architekt in seine strenge Architektur aus gleichförmigen Sichtbetonplatten integrierte. Dennoch blieben wesentliche Merkmale seiner Werke auch hier erhalten, wie die indirekte Wegführung ins Innere, die Öffnung weniger großer Fenster und Durchblicke und die bewusste Anbindung an die Umgebung, die für eine meditative Ruhe in seinen Gebäuden sorgen.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen fuhr die Gruppe mit dem Bus weiter nach Wiesbaden in das oft liebevoll „Zuckerwürfel“ genannte Museum der Reinhard & Sonja Ernst Stiftung, dessen Fertigstellung, nicht aber Einweihung der Architekt noch kurz vor seinem Tod erleben konnte.
Fumihiko Maki war ein langjähriger Freund des Sammlers Reinhard Ernst. Die Gebäude des Japaners stehen auf der ganzen Welt, beispielsweise das Four World Trade Center in New York. Für die Sammlung mit Schwerpunkten auf der abstrakten europäischen Nachkriegskunst, der abstrakten japanischen Kunst und des amerikanischen Abstrakten Expressionismus schuf Maki ein Gebäude mit einer Raumhöhe von bis zu 14 Metern, das den Kunstwerken viel Luft und Raum lässt. Mit Sorgfalt verwendet die Architektur einen speziellen weißen Granit aus den USA, der an den Ecken aus dem Vollen gefräst ist, um Kantenfugen zu vermeiden. Das Material wird sichtbar vom Außenbau in den Innebau hinein geführt.
Bei der aktuellen Sonderausstellung lernten die Teilnehmenden der Exkursion das Werk von Helen Frankenthaler (1928-2011) kennen. Als Pionierin des Abstrakten Expressionismus führte sie neue künstlerische Ansätze ein, die von den männlichen Kollegen aufgegriffen wurden. So schüttete sie verdünnte Farbe auf ungrundierte, lose Leinwand, die auf dem Boden lag, und entwickelte damit die sogenannte Soak-Stain-Technik. Die Sammlung Ernst umfasst 50 Arbeiten der Künstlerin, die die besondere Wertschätzung des Sammlers für Helen Frankenthaler kennzeichnen.
