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Neujahrsbrief 2024

Liebe Mitglieder der Kulturinitiative Leo Grewenig e.V., wir wünschen Ihnen im Namen des Vorstandes der KLG ein gutes, gesundes und erfolgreiches neues Jahr 2024.

Rückblick

Das Jahr 2023 hat – nach der langen Pandemie-Pause – für unseren Verein wieder einige Aktivitäten und Höhepunkte gebracht. Schon am 5. März wurde die Ausstellung „1+1[konkret] – Bilder und Objekte von Heinz Nickel und Hubert Zimmermann“ im Museum Heppenheim eröffnet, die als Gemeinschaftsprojekt von KLG und Museum Heppenheim bis zum 30. April im Sonderausstellungsraum des Museums gezeigt wurde. Im Rahmen des Begleitprogramms konnten wir auch zwei hochkarätige Referent/innen für eine kleine Vortragsreihe gewinnen. Am 14. März referierte Frau Dr. Theres Rohde, die Direktorin des Museums für Konkrete Kunst in Ingolstadt, über das Thema „1+1=2? – Vom schwierigen Versuch, die Konkrete Kunst und deren Gesetzmäßigkeiten zu erklären“ und am 29. März hielt Herr Prof. Dr. Albrecht Beutelspacher, der Gründer und Direktor des Mathematikums in Gießen, einen Vortrag über „Geometrische Grundformen“. Eine eintägige Frühjahrs-Exkursion führte uns dann Ende April zur „Frauen-Siedlung“ Loheland, wo die Exkursionsteilnehmer zwei exzellente Führungen genießen durften, und später dann nach Fulda zum neu eröffneten „Museum Franz Erhardt Walther“. Dort führte uns der „Hausherr“ selbst durch sein Museum, erläuterte seine frühen Arbeiten und entrollte ein faszinierendes „Kunst- Panorama“ der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ein faszinierendes Erlebnis! Eine Führung durch die karolingische Michaelskapelle und den barocken Dom schloss dann die Exkursion ab. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass die Bundeskunsthalle in Bonn vom 22. März bis zum 28. Juli 2024 unter dem Titel „Bilder im Kopf, Körper im Raum“ eine große Retrospektive der Arbeiten von Franz Erhard Walther zeigen wird.

Ein weiteres „Highlight“ war dann im Sommer – anlässlich seines 125. Geburtstages – die große Leo Grewenig Ausstellung „Surreale Welten der 1950er Jahre“, die am 16. Juni im Museum Bensheim eröffnet und bis zum 20. August dort gezeigt wurde. In einer Sonderführung durch den Direktor des Museums Bensheim, Herrn Dr. Jan Christoph Breitwieser, wurden den Mitgliedern der KLG die Arbeiten von Leo Grewenig ausführlich vorgestellt und erläutert. Im Zusammenhang mit der Ausstellung überreichte der Schatzmeister der KLG, Herr Peter Arnold, dem Museum eine Spende von 3000,- Euro, die zum Ankauf von drei Bildern von Leo Grewenig aus Privatbesitz verwendet wurden und die den Museumsbestand an Grewenig-Bildern sinnvoll ergänzen. Die Herbst-Exkursion nach Wiesbaden schloss dann die Aktivitäten des Vereins im Jahr 2023 ab. Die Exkursion führte zunächst ins Stadtmuseum, wo die Teilnehmer einen umfassenden Einblick in das Werk von Dieter Rams (geb. 1931), einem der einflussreichsten Designer des 20. Jahrhunderts, erhielten. In einer profunden Führung der Architektin Petra Schwerdtner durch die Großsiedlung Schelmengraben in Wiesbaden-Dotzheim, die in den sechziger Jahren von Ernst May, dem „Vater“ des Neuen Frankfurt geplant wurde und die als eher „unrühmliches Kapitel“ seines Schaffens gilt, konnten die Teilnehmer der Exkursion sich selbst ein Bild von der Siedlung verschaffen und durch eigene Anschauung überprüfen, inwieweit dieser Vorwurf berechtigt ist.

Ausblick

Auch im Jahr 2024 wird es mit den Aktivitäten des Vereins weitergehen. Vom 14. April bis zum 16. Juni 2024 werden wir – wieder in Zusammenarbeit mit dem Museum Heppenheim – im Marstall des Kurmainzer Amtshofs eine Ausstellung des Installationskünstlers Felix Schramm (geb. 1970) veranstalten, den wir bereits bei unserer Herbstexkursion 2015 in seinem Atelier in Düsseldorf besucht haben.

Als Frühjahrsexkursion findet dann am 27. April 2024 eine Fahrt nach Wiesbaden und Bad Nauheim statt. Im Museum Wiesbaden werden wir zunächst die beiden Ausstellungen „Balkenhol trifft Alte Meister“ und „Günter Fruhtrunk – Retrospektive“ mit zwei parallelen Führungen besuchen. Nach einer Mittagspause im Museumscafé in Wiesbaden geht es dann weiter nach Bad Nauheim, wo wir im Badehaus 3 des bekannten Jugendstil-Ensembles „Sprudelhof“ mit einer Führung einen Einblick in die Badekultur um 1900 bekommen und zwei weitere Ausstellungen („Stilwende 2.0 – Wege in die Moderne“ und „Elfenhaft – Friedrich Wilhelm Kleukens“) besuchen. Ein Spaziergang im historischen Kurpark schließt dann die Exkursion ab.

Im Herbst 2024 ist wieder einmal eine mehrtägige Exkursion angedacht, die uns – wie schon mehrmals angekündigt – entweder nach Alfeld/Leine (Weltkulturerbe „Faguswerke“ von Walter Gropius) und Schloss Derneburg (ehemaliger Wohnsitz und Atelier von Georg Baselitz /Sammlung Hall) oder nach Eichstätt (berühmtes Architekturensemble der Universität Eichstätt) und nach Ingolstadt (Museum für Konkrete Kunst) führen wird. Eine Planung und Ankündigung der Exkursion erfolgt im Spätsommer 2024. Wir würden uns freuen, Sie auch im Jahr 2024 bei den Aktivitäten der Kulturinitiative Leo Grewenig e.V. begrüßen zu dürfen.

Erich Henrich (1. Vorsitzender)
Eva Bambach-Horst (2. Vorsitzende)

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Exkursionen Schwarzes Brett

Exkursion nach Wiesbaden

Dieter Rams und Ernst May

Im Stadtmuseum am Markt Wiesbaden hatten die Teilnehmer der Exkursion Gelegenheit, sich mit dem Werdegang des – international noch mehr als in Deutschland – bekannten Designers Dieter Rams vertraut zu machen. Rams, 1932 in Wiesbaden geboren, ist vor allem mit dem Design für die Haushaltsgeräte der Firma Braun in Kronberg bekannt geworden, aber auch mit seinen Möbelentwürfen für die Firma Vitsoe.

In einer kompetent und anschaulich vorgetragenen Führung lernten die Teilnehmer unter anderem die „Zehn Thesen“ von Dieter Rams kennen – gegen die „Unkultur des Überflusses“, schon zu Zeiten des gern so genannten Wirtschaftswunders:

  • Gutes Design ist innovativ.
  • Gutes Design macht ein Produkt brauchbar.
  • Gutes Design ist ästhetisches Design.
  • Gutes Design macht ein Produkt verständlich.
  • Gutes Design ist ehrlich.
  • Gutes Design ist unaufdringlich.
  • Gutes Design ist langlebig.
  • Gutes Design ist konsequent bis ins letzte Detail.
  • Gutes Design ist umweltfreundlich.
  • Gutes Design ist so wenig Design wie möglich.
Die Teilnehmer der Exkrursion in der Ausstellung von Dieter Rams, Foto: klg, CC by-SA 3.0

Am Nachmittag beschäftigte sich die Gruppe mit einem etwas sperrigeren, aber ebenso hochaktuellen Thema. In der in den 1960er Jahren errichteten Siedlung „Schelmengraben“ im Wiesbadener Stadtteil Dotzheim begegnete sie dem Spätwerk von Ernst May, der 40 Jahre zuvor mit seinen Planungen zum „Neuen Frankfurt“ Geschichte gemacht hatte und nach Stationen in der UdSSR, mehreren afrikanischen Ländern, Hamburg und Mainz Stadtplaner in Wiesbaden wurde. Zur Bekämpfung der Wohnungsnot setzte er dort auf eine umfangreiche Neubebauung der historischen Innenstadt (auf Kosten der alten Substanz) und den Bau von mehreren Trabantensiedlungen an den Taunushängen. Nur drei davon – das Parkfeld in Wiesbaden-Biebrich, der Schelmengraben und die Siedlung Klarenthal – wurden überhaupt umgesetzt, weil sich gegen Mays Pläne entschiedene Bürgerproteste erhoben.

Wie Ernst May seine Grundsätze „Bauen für das Existenzminimum“ und „Luft, Licht und Sonne für alle“ konkret umsetzte, zeigte Petra Schwerdtner in einer rund zweieinhalbstündigen, anspruchsvollen Führung durch den Schelmengraben.

Die Exkursionsteilnehmer vor einer der von Ernst May geplanten Garagen – er hatte schon in den 1960er Jahren die Idee, die Abstellorte der Autos von den Wohnungen zu trennen. Foto: klg, CC by-SA 3.0

Die Kulturwissenschaftlerin Petra Schwerdtner betreibt in Frankfurt die Veranstaltungsagentur Kunstkontakt, leitet die Geschäftsstelle des Werkbundes Hessen und hat einen Lehrauftrag an der University of Applied Sciences in Frankfurt. Aus der intensiven Auseinandersetzung mit der Siedlung Schelmengraben konnte sie den Teilnehmern auch viel über die Lebenswirklichkeit dort erzählen. Eine recht geringe Fluktuation und eine (nicht repräsentative) Umfrage unter den Bewohnern sprechen für eine aktuell recht hohe Zufriedenheit in der von außen eher negativ wahrgenommenen Siedlung, die erst in den letzten Jahren mit der angemessenen sozialen Infrastruktur versehen wurde – unter anderm aus Mitteln des Bund-Länder-Programms „Sozialer Zusammenhalt“. Eine der wesentlichen Forderungen von Ernst May existierte nur vorübergehend: Erst 1977 wurde eine (von drei ursprünglich vorgesehenen) Ladenzeile in der Mitte der Siedlung realisiert. Für die rund 2500 Einwohner entstand ein Geschäftszentrum unter anderem mit Bankfiliale, Schuhgeschäft und Zoohandlung, Supermarkt, Postamt und Haushaltswarenladen. Als letzter Mieter verließ vor einigen Monaten die Apotheke das Ensemble.

Die Ladenzeile wurde 1977 mit 19 verschiedenen Geschäften eröffnet. 15 Jahre später war nur noch gut die Hälfte der Räume belegt. Im Oktober 2023 standen alle Räume leer. Foto: klg, CC by-SA 3.0
Einst als städtebaulicher Blickpunkt vorgesehen, sendet das weithin sichtbare rote Hochhaus derzeit ein deprimierendes Signal. Der arg vernachlässigte Gebäudekomplex gehört einem privaten Investor. Von Ernst Mays qualitativ hochwertig geplanten Wohnungen – alle mit Balkon – ahnt man von außen nichts. Foto: klg, CC by-SA 3.0
Eine am Steilhang liegende grüne Wildnis mitten in der Siedlung wurde von May als wichtiger Bestandteil mitgeplant. Überlegungen zur Bebauung im Zuge der Nachverdichtung stießen in der jüngeren Vergangenheit auf vehementen Protest der Anwohner. Foto: klg, CC by-SA 3.0
Die originale Farbgebung Mays wurde an diesen Anwesen der gehobeneren Klasse wieder hergestellt. Der Planer hatte immer die Durchmischung der sozialen Schichten im Auge, die er durch das Angebot unterschiedlicher Wohnungen vom geräumigen Einfamilienhaus bis zur Hochhaus-Wohnanlage erreichen wollte. Foto: klg, CC by-SA 3.0
Ein hübsches Detail und ein Zeichen der Nachhaltigkeit: Die Betonmauern bestehen aus zackenförmigen Elementen, die einfach abgebaut und an anderem Ort neu zusammengetzt werden können. Foto: klg, CC by-SA 3.0

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Schenkung an das Museum Bensheim

Unser Verein ist stolz, dem Museum Bensheim die Anschaffung von drei neuen Bildern von Leo Grewenig ermöglicht zu haben. Die Bilder schließen eine Lücke in der Sammlung von Arbeiten Leo Grewenigs. Bislang nämlich war sein Werk der 1950er Jahre hier unterrepräsentiert. Im Zuge der Ausstellung „Leo Grewenig – Surreale Welten der 1950er Jahre“ wurden dem Museum drei Gemälde aus Münchner Privatbesitz angeboten, für die unser Verein nun die Kosten übernommen hat. Offiziell übergeben wurde die Spende in Höhe von 3000 Euro am durch unseren Kassenwart Peter Arnold am 20. August 2023. Der organisatorische Rahmen war die Finissage der Ausstellung zum 125. Geburtstag Leo Grewenigs.

Peter Arnold überreichte im Namen des Vorstands einen symbolischen Scheck an den Museumsdirektor Jan Christoph Breitwieser und hob dabei dankend dessen Engagement für das Andenken Leo Grewenigs hervor. Der Museumsleiter dankte dem Verein für die nicht nur monetäre, sondern auch geistige Unterstützung und freute sich, dass über den Spendenbetrag hinaus noch eine weitere wichtige Arbeit, nämlich „Gespenstische Baumwurzeln“ aus dem Jahr 1955 ins Museum kommt. Die Tuschearbeit auf Papier befindet sich schon seit einigen Jahren als Dauerleihgabe des Vereins im Museum Bensheim und wurde nun als Schenkung übergeben.

Jan Christoph Breitwieser, selbst Mitglied der KLG, machte auf die in seinen Augen wichtige Arbeit des Vereins aufmerksam, der auch durch Exkursionen und eigene Veranstaltungen Verständnis unter anderem für die Hintergründe des Schaffens Leo Grewenigs schaffe.

Unser Verein hat in seiner Satzung die Förderung und Verbreitung des Werkes von Leo Grewenig festgeschrieben. Dies soll insbesondere durch die Pflege der Dauerpräsentation von Werken Leo Grewenigs im Museum Bensheim und die Unterstützung des Museums bei der Erweiterung des Bestandes an Werken von Leo Grewenig verwirklicht werden. Ziel des Vereins sollte es weiterhin sein, die Bedeutung und den hohen künstlerischen Rang des Bauhaus-Malers Leo Grewenig für die Region hervorzuheben.

Schon zur letzten Ausstellung „Leo Grewenig und die Neue Gruppe Saar“, die zum Bauhausjahr 2019 im Museum Bensheim stattfand, konnte die Kulturinitiative Leo Grewenig e.V. das Museum und die Ausstellung mit dem nicht unerheblichen Betrag von 3000 Euro unterstützen.

Die drei neuen Bilder im Einzelnen

Die „Figürliche Komposition“ aus dem Jahr 1954 ist eines der drei von der Spende erworbenen Bildern, eine Gouache auf Papier. Bei dem zweiten Bild handelt es sich um die farbenfrohe Komposition „An Land gespülte Fische“ aus dem Jahr 1956, ebenfalls eine Gouache. Das dritte, in Mischtechnik gemalte Bild „Ohne Titel“ stammt aus dem Jahr 1958.

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Mitgliederversammlung 2023

Erinnerung: Die Mitgliederversammlung findet am Donnerstag, den 7. September 2023 um 19.00 Uhr im Museum Bensheim statt.

Tagesordnung:

TOP 1  Begrüßung

TOP 2  Bericht des 1. Vorsitzenden

TOP 3  Bericht des Schatzmeisters

TOP 4  Bericht des Kassenprüfers

TOP 5  Entlastung des Vorstandes

TOP 6  Verschiedenes

Im Anschluss an die Mitgliederversammlung findet ein geselliges Beisammensein im Museum Bensheim statt.

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Exkursionen Schwarzes Brett

Herbstexkursion 2023

Das Neue Wiesbaden und Designausstellung Dieter Rams am 14. Oktober

Das Neue Frankfurt kennt jeder, der sich mit der Architektur des 20. Jahrhunderts beschäftigt. Das Neue Wiesbaden dagegen kennen nur wenige. Das liegt auch daran, dass ersteres als große Leistung des innovativen Architekten Ernst May angesehen wurde, letzteres eher als tatsächlich unrühmliches Kapitel seines Schaffens. Wir fahren nach Wiesbaden und nehmen die Umsetzung seiner Großsiedlung Schelmengraben persönlich in Augenschein. Dabei werden wir nicht nur kompetent geführt, sondern dürfen aller Voraussicht nach auch eine Wohnung von innen besichtigen.

Seine Überlegungen stellte Ernst May in einer programmatischen Publikation dar, die 1963 vom Magistrat der Stadt Wiesbaden herausgegeben wurde.

Letztlich beruht diese in den 1960er Jahren gebaute Anlage auf den Prinzipien, die in den 1920er Jahren entwickelt wurden. Warum werden sie nun oft als so falsch empfunden? Oder gibt es auch eine andere, positive Sicht auf diese Architektur? Zum Beispiel entwickelten sich durch die mitgeplanten sozialen Infrastruktureinrichtungen nur bedingt soziale Brennpunkte – im Gegensatz zu den reinen „Schlafstädten“ der 1970er-Jahre.

Gebaut wurde der Schelmengraben, um die Wohnungsnot in der Nachkriegszeit zu mildern. Die vorhandene Altbebauung in der City galt als unattraktiv und ihre Sanierung als zu teuer.Ernst May plante deshalb Großsiedlungen am Stadtrand. Die Siedlungen sind von Grünräumen durchzogen und von ihren Balkons sollten alle direkt in die Natur schauen können. Unterschiedliche Haus- und Wohnungstypen sollten eine soziale Mischung und Begegnungen in kreativ gestalteten Innenhöfen ermöglichen.

Zuvor aber haben wir um 11 Uhr eine Führung durch die Ausstellung des Designers Dieter Rams im Stadtmuseum am Markt Wiesbaden. Dieter Rams (*1932 in Wiesbaden) ist einer der einflussreichsten Designer des 20. Jahrhunderts – die von ihm entworfenen Geräte etwa für die Firma Braun prägten den Alltag in vielen Ländern. Sein minimalistischer und funktionaler Ansatz machte ihn auch zum Pionier langlebiger und umweltfreundlicher Produktion. Die Sonderausstellung war zuvor im MAK – Museum Angewandte Kunst in Frankfurt, den Goethe Instituten in New York und Washington D.C. sowie im ADI Design Museum in Mailand zu sehen.

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Sonderführung im Museum Bensheim!

Liebe KLG-Mitglieder,

das Museum Bensheim veranstaltet am Samstag, 22. Juli um 15.00 Uhr eine exklusive Führung für KLG-Mitglieder in der aktuellen Leo Grewenig-Ausstellung. Dazu sind Sie herzlich eingeladen. Es ist keine Anmeldung erforderlich. Sie können einfach ins Museum kommen.
Außerdem bietet das Museum für KLG-Mitglieder den ausstellungsbegleitenden Katalog zum Vorzugspreis von 10,00 € (statt 15.00 €) an.

Mit herzlichen Grüßen
Erich Henrich
Blick in die Ausstellung „Leo Grewenig – Surreale Welten der 1950er Jahre“ im Museum Bensheim
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Ausstellungen Schwarzes Brett

125. Geburtstag!

Sonderausstellung „Surreale Welten der 1950er Jahre“ im Museum Bensheim

Es war ein für unseren Verein ganz besonderer Tag: Am 16. Juni 2023 wäre Leo Grewenig 125 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass hat das Bensheimer Museum dem Künstler eine Art Geburtstagsparty ausgerichtet. In Anwesenheit vieler Freunde der Kunst Leo Grewenigs und mehrerer unserer Vereinsmitglieder – nicht zuletzt zählt ja auch der Bensheimer Museumsdirektor Dr. Jan Christoph Breitwieser dazu – wurde am Geburtstag die aktuellen Sonderausstellung eröffnet. Bürgermeisterin Christine Klein begrüßte dabei an erster Stelle unser Vorstandsmitglied, die Tochter des Künstlers Waltrud Hölscher, die den Nachlass ihres Vaters liebevoll und unermüdlich pflege. Es sei wichtig, das Werk Leo Grewenigs im Bewusstsein auch der jüngeren Bensheimer zu halten, sagte die Bürgermeisterin. Viele Arbeiten seien hier entstanden, nachdem der Künstler mit seiner Familie 1957 in die Stadt gezogen sei. Er habe nicht nur das Stadtbild geprägt, sondern darüber hinaus auch viele Schülerinnen und Schüler am Alten Kurfürstlichen Gymnasium, wo er auf Bitten des Direktors bis weit über die Pensionsgrenze hinaus Kunst unterrichtet habe. Handwerkern habe er manchmal aus Dank kleine Arbeiten geschenkt, berichtete Klein, und nicht zuletzt seien seine phantasievollen Bilder in vielen Bensheimer Wohnungen zu finden. Das größte Bild aber, das Grewenig je geschaffen habe, hänge im Bensheimer Parktheater.

Blick in die Ausstellung “Leo Grewenig – Surreale Welten der 1950er Jahre” im Museum Bensheim

Dr. Jan Christoph Breitwieser erinnerte sich an seine erste Zeit im Museum, als der damalige Leiter Manfred Berg ihm die wichtigsten Bestände zeigte und dabei Grewenig in einem Atemzug mit Kollwitz und Corinth nannte. Im Jahr 2008 habe es im Museum schon eine größere Ausstellung zu den Arbeiten der frühen Jahre gegeben. In Hinblick auf die jetzige Ausstellung mit dem Fokus auf dem Werk der 1950er-Jahre dankte der Museumsdirektor vielen Leihgebern, die die Bestände des Bensheimer Museums ergänzen. Neben dem Saarlandmuseum hätten zahlreiche private Besitzer ihre Bilder zur Verfügung gestellt, unter anderem auch unser Verein. Breitwieser dankte Waltrud Hölscher für ihr bei der Herstellung der Kontakte zu den Leihgebern maßgebliches Engagement. Unter den Anwesenden begrüßte der Museumsleiter neben Vertretern des Saarlandmuseums auch Vorstandsmitglieder der Kulturinitiative Leo Grewenig und des Museumsvereins Bensheim.

Die Einführungsrede hielt Dr. Jennifer Chrost, die als Volontärin in der Grafischen Sammlung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt an der Ausstellung „Tinten-Tiere“ beteiligt war, dort wurden im Jahr 2018 Leo Grewenigs seit 1954 entstandene Zeichnungen gezeigt, bei denen er schwarze Tusche zunächst auf den Malgrund kleckste, dann unter Einfluss des Zufalls verlaufen ließ, am Ende mit minimalen Eingriffen zur Formdeutung brachte und mit konkreten Titeln aus dem Bereich der Natur belegte – auch in der aktuellen Bensheimer Ausstellung sind vergleichbare Arbeiten zu sehen.

Eine solche Vielfalt wie die 1950er-Jahre zeige keine andere Phase im Werk des Künstlers, sagte Dr. Jennifer Chrost. Zugleich bilde sich deutlich der Übergang von der gegenständlichen Darstellung zur völligen Abstraktion ab. Es seien Jahre der Neuorientierung gewesen, im Privaten wie in der Kunst. Wie bei vielen anderen Künstlern habe der Nationalsozialismus die künstlerische Arbeit erschüttert. Hinzu sei gekommen, dass man das im Krieg Erlebte einfach nicht zur Sprache habe bringen können. Ein Ausweg aus dieser Sprachlosigkeit sei der Surrealismus gewesen.

Auf drei große, nebeneinander hängende Gouachen machte die Referentin besonders aufmerksam, die für die Suche nach Ausdrucksmöglichkeiten in dieser Phase charakteristisch seien: „Verzauberte Landschaft“ (1955), „Strandbad in Fischbach am Bodensee“ (1954) und „Großer Markt in Saarlouis“ (1952). Während letzteres von einer dramatischen, geradezu unheimlichen Atmosphäre geprägt sei, stehe die Seelandschaft für einen unbeschwerten Badeurlaub. Die „Verzauberte Landschaft“ schließlich zeige eine Hinwendung zum Surrealen.

„Surreale Welten der 1950er Jahre“ ist die neue Sonderausstellung überschrieben. Etwa ein Viertel der gezeigten Bilder ist im Bensheimer Atelier entstanden.

Der zur Ausstellung erschienene Katalog zeigt Farbabbildungen der ausgestellten Bilder, die von einem Text von Professor Hans Gercke, dem ehemaligen Direktor des Heidelberger Kunstvereins, und einer Bildanalyse der Museumsmitarbeiterin Anna Raab begleitet werden.

Die Ausstellung ist noch bis zum 20. August 2023 zu sehen, jeweils donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 12 bis 18 Uhr. Am 16. Juli um 17 Uhr gibt es eine öffentliche Führung mit der Kunsthistorikerin Anna Raab. Am 20. August um 18 Uhr bietet unser Vorstandsmitglied Waltrud Hölscher einen Finissage-Rundgang an.

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Grewenig-Ausstellung in Bensheim!

Liebe KLG-Mitglieder,

wie bereits mehrfach angekündigt, findet vom 16. Juni bis zum 20. August 2023 im Museum Bensheim eine Ausstellung von Leo Grewenig mit dem Titel "Surreale Welten der 1950er-Jahre" statt.
Zur Ausstellungseröffnung am Freitag, 16. Juni 2023 um 19.00 Uhr sind alle Mitglieder der KLG herzlich eingeladen. Zur Einführung in die Ausstellung spricht die Kunsthistorikerin Dr. Jennifer Chrost.

Im Rahmen des Begleitprogramms findet am 16. Juli 2023 um 17.00 Uhr eine öffentliche Führung durch die Ausstellung mit der Kunsthistorikerin Anna Raab, B.A. statt.
Ein Finissage-Rundgang mit Frau Waltrud Hölscher, der Tochter des Künstlers, beendet die Ausstellung am Sonntag, d. 20. August 2023 um 18.00 Uhr.
Auch zu diesen Begleitveranstaltungen sind alle KLG-Mitglieder herzlich eingeladen.

Mit freundlichen Grüßen

Erich Henrich
(1. Vorsitzender KLG)
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Exkursionen Schwarzes Brett

Frühjahrsexkursion nach Loheland und Fulda

Die diesjährige Frühjahrsexkursion der Kulturinitiative Leo Grewenig e.V. führte 30 Mitglieder und Freunde des Vereins am Samstag, dem 29.4.2023 nach Nordhessen.

Die erste Station des Ausflugs war die 1919 gegründete Frauensiedlung Loheland in der Rhön nahe Fulda, die vor allem durch die Loheland-Gymnastik sowie die kunstgewerblichen Produkte der Loheland-Werkstätten bekannt geworden ist. Arbeiten und Leben sollten dort Hand in Hand gehen. Die „Loheländerinnen“ integrierten Gymnastik, Tanz, Garten- und Ackerbau, Handwerk und Kunst in ihrem Konzept. Die Loheland-Siedlung stellte in den 20er Jahren ein – wenn auch relativ unbekanntes – Pendant zum Bauhaus dar. Heute ist Loheland von Gebäuden unterschiedlichster Größe und Erscheinung, beschatteten Wegen und viel „Grün“ geprägt.

Die ehemalige Archivarin und profundeste Kennerin Lohelands, Frau Elisabeth Mollenhauer-Klüber führte die Gruppe zunächst in die Geschichte und die Ziele der Loheland-Gemeinschaft ein. In einem anschließenden Rundgang wurden dann die bedeutendsten noch erhaltenen Gebäude aus den 20er Jahren besichtigt. Interessant war vor allem die sog. „Waggonia“, ein aus vier ehemaligen Eisenbahnwaggons bestehendes Gebäudeensemble, in dem die wichtigsten   Werkstätten der Siedlung untergebracht waren.

Frau Anett Matl, die Archivarin der Loheland-Stiftung hatte im Archiv eine kleine Auswahl von Keramiken, Lederarbeiten, Holz-Objekten, Möbeln und Fotografien für die Gruppe arrangiert, die im Anschluss an die Außenführung gezeigt und von ihr erläutert wurden. So konnten die Exkursionsteilnehmer anhand von Originalen einen „exklusiven“ Eindruck von den Produkten der „Loheländerinnen“ gewinnen, die in der Regel nur für Einzelbesucher im Archiv zugänglich sind.

Nach dem Mittagessen ging es dann weiter nach Fulda, wo mit der „Villa Franz Erhard Walther“, die im September 2022 als Museum für das Frühwerk des 1939 in Fulda geborenen und heute wieder dort lebenden Künstlers eröffnet wurde, das nächste „Highlight“ auf die Gruppe wartete.

Franz Erhard Walther war mehrmaliger Documenta-Teilnehmer und erhielt 2017 auf der Biennale in Venedig den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk. Nach einem längeren Aufenthalt in New York war er von 1971 bis 2005 Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Er ist vor allem durch seine „Werksätze“ bekannt, durch die der Betrachter zu   prozesshaften Erfahrungen durch „Handeln“, vor allem mit textilen Materialien, aktiviert werden soll.

In der Villa Franz Erhard Walther führte der „Hausherr“ selbst durch sein Museum. Fast zwei Stunden lang erläuterte Franz Erhard Walther seine frühen Arbeiten und entrollte in zahlreichen Anekdoten ein faszinierendes „Kunst-Panorama“ der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Man hätte ihm noch viele Stunden zuhören können. Die Exkursionsteilnehmer erlebten Kunstgeschichte und Kunstbetrachtung sozusagen aus „erster Hand“, die intensiver nicht sein konnte. Die Führung von Franz Erhard Walther war ein einmaliges Erlebnis und ein Privileg, das die Gruppe zu schätzen wusste, die sich bei dem Künstler mit lange anhaltendem Applaus bedankte.

Eine Führung durch die Michaelskirche, eines der bedeutendsten Bauwerke der Karolingerzeit, und den barocken Dom bildete dann den Abschluss der gelungenen Frühjahrsexkursion.

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Über die Quadratur des Kreises

Vortrag von Prof. Dr. Albrecht Beutelspacher im Museum Heppenheim

Bericht von Rosemarie Reusch

Das Museum Heppenheim und die Kulturinitiative Leo Grewenig hatten eingeladen zu einem Vortrag im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung [1+1] konkret mit Werken von Heinz Nickel und Hubert Zimmermann.

Der Direktor des 2002 von ihm in Gießen gegründeten MATHEMATIKUMS, einem Museum der besonderen  Art, welches Mathematik zum Experimentieren, zum Anfassen und Begreifen anbietet, konnte natürlich diese große Frage der Mathematik ebenso wenig beantworten, wie andere Mathematiker vor ihm. Aber es gelang ihm auf höchst amüsante Weise, allerhand Informationen und Fragestellungen „Rund um Quadrat und Kreise“ in den Raum zu stellen.

Prof. Dr. Albrecht Beutelspacher bei seinem Vortrag im Museum Heppenheim am 29. März 2023, Foto: Lutz Igiel / www.lugfoto.net

Herr Dr. Beutelspacher ist von Hause aus Mathematiker und war von 1988 bis 2018 an der Justus-Liebig-Universität in Gießen als Professor für Geometrie und Diskrete Mathematik tätig. Für sein wissenschaftliches Werk hat er zahlreiche Preise und Ehrungen erhalten. Seine Aufgabe sieht er jedoch auch darin, mathematische Alltagsprobleme populärwissenschaftlich zu vermitteln und damit einer breiteren Öffentlichkeit Mathematik spannend und verständlich zu präsentieren. Dies konnten die zahlreichen Besucher im Marstall des Kurmainzer Amtshofs im Verlauf des Abends miterleben.

In der Ausstellung  „1+1 [konkret] Bilder und Objekte von Heinz Nickel und Hubert Zimmermann“ tauchen immer wieder die Grundformen Quadrat und Kreis in vielfältiger Variation auf. Beide Figuren bestimmen maßgeblich unser reales und unser geistiges Leben, wie Herr Dr. Beutelspacher seinen Vortrag einleitete. Ebenso bedeutsam wie sie sind, sind sie jedoch auch unterschiedlich.

Das Quadrat spielt bei der Erfassung des Raumes, beim Messen von Entfernungen, eine entscheidende Rolle. Im Jahr 300 v. Chr. hat Euklid in seinem Buch „Die Elemente“ in einer systematischen, streng logischen Darstellung die damalige Mathematik bis zum Satz des Pythagoras entwickelt, bei dem das Quadrat und der rechte Winkel wichtige Bausteine sind.

Anhand eines schönen Beispiels aus der griechischen Philosophie erläuterte Herr Dr. Beutelspacher die schon damals bekannte große Bedeutsamkeit des Quadrates.

In diesem Zusammenhang vertritt Sokrates die für Pädagogen interessante These, dass „Lernen nicht durch Eintrichtern erfolgt, sondern wir das Wissen, das in uns steckt nur stimulieren müssen“. Das Quadrat besitzt rechte Winkel, eine für unsere Vorstellungskraft sehr angenehme Eigenschaft, und es lässt sich perfekt zu Flächen ohne Lücken zusammensetzen. Der Mensch teilt die Welt in Quadrate ein und versucht sie damit zu beschreiben und zu beherrschen.

Kreis und Kugel sind in der Natur vorhanden und in unserer Lebenswelt allgegenwärtig. Die Kreise lassen sich jedoch nicht zu Flächen ohne Lücken zusammenfügen, Umfang und Flächeninhalt nur schwer bestimmen. Die transzendente Zahl Pi entzieht sich unserem Vorstellungsvermögen. Und die schon in der Antike aufgeworfene Frage, ob man einen Kreis in ein Quadrat mit gleichem Flächeninhalt durch Konstruktion mit Zirkel und Lineal verwandeln kann, also die Quadratur des Kreises, wurde 2000 Jahre später mit einem eindeutigen Nein beantwortet.

Zum Schluss seines Vortrages widmete sich Herr Dr. Beutelspacher dem Möbiusband, einem Papierstreifen, der um 180° gedreht und dann zusammengefügt, merkwürdige Eigenschaften aufweist. Er besitzt weder Außen noch Innen, weder Oben noch Unten und er hat nur eine einzige Kante. Zerschneidet man dieses Band der Länge nach auf verschiedene Arten, kann man wundersame Dinge hervorzaubern. Auf diese Weise konnte der Referent sogar ein Quadrat erhalten, womit zumindest bewiesen wäre, dass sich Kreise in ein Quadrat verwandeln lassen.

Die abschließende Transformation zweier Möbiusbänder zu zwei verbundenen Herzen stand sinnbildlich dafür, dass Herr Dr. Beutelspacher mit seinem humorvollen Vortrag  auch die Herzen des Publikums gewonnen hatte. Es bedankte sich, nach der Beantwortung einiger offener Fragen, mit kräftigem Applaus für einen Abend, der zwar um mathematische Phänomene rankte, aber die eigene erlebte Schulmathematik vergessen ließ. Insofern war dies auch eine Einladung, das MATHEMATIKUM in Gießen zu besuchen.

Das Begleitprogramm zur Sonderausstellung im Museum Heppenheim in Form von hochkarätig besetzten Vorträgen ist nun zwar beendet, aber bis zum Ende am 30. April 2023 werden noch Führungen und ein Kreativworkshop für Kinder stattfinden. Die Termine sind der örtlichen Presse zu entnehmen.

Auch Besuche für Schulklassen sind nach Vereinbarung möglich.